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19 Dyskalkulie-Symptome und 5 einfache Schritte, mit denen du dein Kind frühzeitig unterstützen kannst [Bonus: 5-Punkte-Checkliste]

Silke besitzt diesen “siebten Sinn”.

Sie spürt es deutlich: Bei ihrer Tochter Ellie braut sich in Mathe etwas zusammen.

Seit sie den Zehnerübergang rechnen soll, ist alles anders: Sie sitzt verzweifelt vor den Aufgaben und weint oft.

Als Silke die Situation im Elterngespräch ansprach, beruhigte die Lehrerin sie: 

“Das kommt schon. Haben Sie Geduld.”

Ja, manche Kinder brauchen mehr Zeit. Doch viele Kinder mit Rechenschwierigkeiten erhalten Hilfe zu spät.

Das wollen wir dir und deinem Kind ersparen.

Genau das bezweckt dieser Beitrag:

Wir zeigen dir, wie du Matheschwierigkeiten (Dyskalkulie) bei deinem Kind frühzeitig erkennen und die Situation sicher und entspannt angehen kannst.

Du bekommst:

  • die klare Antwort auf die Frage: Was ist Dyskalkulie?
  • 19 Dyskalkulie-Symptome für die Früherkennung – mit Erklärung und Beispielen
  • 5 einfache Schritte, mit denen du die Matheschwierigkeiten bei deinem Kind bewusst und entspannt angehen kannst.
  • die 5-Punkte-Checkliste, mit der du gleich starten kannst.

Legen wir los!

 

Was ist Dyskalkulie? Warum dein Kind kein “Problemfall” ist

Schritte bei Dyskalkulie-Symptomen

Lass uns auf Reisen gehen.

Zumindest in Gedanken:

Versetz dich in die Zeit zurück, als dein Kind 16 Monate alt war.

Es war aufgeweckt und fröhlich. Dauernd babbelte es sich vor sich hin:

“Mama, Mama, Mama”

Es probierte alles aus: Am liebsten schob es die verschiedenen Holzformen in seinen Steckwürfel. Als der Kreis reinplumpste, lachte es fröhlich.

Dann kam das Dreieck: Dein Kind probierte drei Öffnungen. Vergebens.
Voller Zuversicht platzierte es das Holzteil ins vierte Loch.

Wieder nicht!

Das fiese Dreieck wollte nicht ins runde Loch passen. Dein Kind schrie vor Frust.

Ganz klar: Dein Kind war ein vollkommen normales Kind.

Nur etwas war ungewöhnlich: Dein Kind krabbelte noch immer. Manchmal zog es sich am Tisch hoch.

Doch auf seinen ersten Schritt wartetest du vergebens.

Du sprachst den Kinderarzt darauf an.

Dieser winkte ab und verwies darauf, dass das Laufenlernen ganz verschieden verlaufen kann: Einige Kinder fangen bereits mit 9 Monaten an zu laufen, andere erst mit 18 Monaten oder später.

Jedes Kind ist unterschiedlich und entwickelt sich in seinem Tempo.

Bei Babys und Kleinkindern ist dieses Prinzip akzeptiert und verstanden.

Doch beim schulischen Lernen verändert sich unser Blick:

Unfaire Bewertung bei Dyskalkulie-Symptomen

Hier sollen sich die Kinder im Gleichschritt entwickeln – gemäß Lehrplan:

Alle Kinder sollen Ende 1. Klasse die Buchstaben sicher beherrschen. Ellie soll in der 2. Klasse im 100er-Raum rechnen.

Weichen Kinder vom vorgegebenen Verlauf ab, werden sie zum “Problemfall”.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Lernschwierigkeiten als neurologische Entwicklungsstörungen ein. Standardisierte Tests kommen zum Einsatz, um das Leistungsniveau der Kinder zu überprüfen. Fällt dieses unter den erwarteten Wert, erhalten sie eine Diagnose. Der nächste Schritt ist eine Therapie.

Merkst du, was passiert?

Genau: Die Lernschwierigkeiten drängen die Kinder ins Feld der Medizin.

Das ist problematisch.

Denn diese Sichtweise hat Folgen:

  • Sie führt zur Stigmatisierung der Kinder: Die Diagnose unterscheidet “kranke” von “normalen” Kindern – oft unbewusst und doch spürbar.
  • Sie verortet das “Problem” beim Kind – es ist ja krank. Das lenkt von der Frage ab, was wir als Lehrer, Eltern und Gesellschaft für die Kinder tun können.
  • Zudem verschiebt sie den Blick aufs “Problem” – weg von den Bedürfnissen der Kinder und dem Weg raus aus den Schwierigkeiten.
    Für uns macht diese Haltung auch wenig Sinn.

Warum?

Schau dazu nochmals aufs Bild oben:

Ist der Elefant krank, weil er nicht den Baum hochklettern kann?

Wohl kaum!

Genauso ist es bei Rechenschwierigkeiten: Die betroffenen Kinder sind nicht krank. Sie haben keine Störung oder Schwäche.

Was sie unterscheidet, sind ihre speziellen Lernbedürfnisse.

Deshalb sehen wir Dyskalkulie so:

Sie ist ein Zeichen, dass ein Kind andere Lernbedürfnisse in Mathe hat und spezielle Unterstützung braucht, um sicher rechnen zu lernen.

Spürst du den Unterschied?

Diese Sichtweise eröffnet einen anderen Blick auf die Kinder:

Sie stimmt hoffnungsvoll. Sie drückt das Vertrauen aus, dass jedes Kind rechnen lernen kann.

Der wahre Grund: Deshalb fällt der Schiefe Turm von Pisa

Fehlende Grundlagen bei Dyskalkulie-Symptomen

Lass uns nochmals auf Zeitreise gehen.

Ellie ist inzwischen in der 3. Klasse und sitzt gerade im Matheunterricht.

Unruhig rutscht sie auf ihrem Stuhl hin und her. Sie spürt, wie sich in ihrem Bauch ein beklemmendes Gefühl ausbreitet.

Ratlos schaut sie auf die Aufgabe vor sich:

340 + 170 

Vergebens.

Warum ist das so?

Ellie weiß gar nicht, wie sie die Aufgabe lösen kann.

Ihre Schwierigkeiten liegen nicht beim Rechenweg für 340 + 170.

Sie liegen tiefer!

Ellie fehlen die sicheren Grundlagen, um die Aufgabe zu schaffen:

  • Sie kann sich Mengen noch nicht vorstellen.
  • Es gelingt ihr noch nicht, verstehend über den Zehner zu rechnen – wie 7 + 9. Deshalb verwendet sie den zählenden Weg.
  • Sie kommt mit den Zehnern und Einern noch nicht klar.
  • Minusaufgaben sind für sie noch unverständlich.

Ellie fehlt das solide Fundament, auf dem sie aufbauen kann.

Es ist, als wolle sie eine Mauer auf Sand errichten. Die Steine oben fallen runter, weil die Mauer keine stabile Basis besitzt. 

Diese hätte in der 1. und der 2. Klasse entstehen sollen.

Tat sie jedoch nicht!

Denn Ellie hat spezielle Lernbedürfnisse in Mathe. Deshalb hat der schulische Matheunterricht bei ihr nicht funktioniert.

Sie lauschte den Erklärungen der Lehrerin. Sie sah sich die Darstellungen auf den Arbeitsblättern immer wieder an.

Gleichwohl lernte sie so nicht verstehend zu rechnen.

Inzwischen ist Ellie in der 3. Klasse und viel Zeit ist vergangen. Ihr Rückstand zum aktuellen Schulstoff ist immer größer geworden. Ellie leidet darunter.

Das Fiese ist: Es hätte anders kommen können.

Wenn Ellie frühzeitig die Unterstützung erhalten hätte, die ihren Bedürfnissen entspricht.

Deshalb ist etwas entscheidend:

die Früherkennung

Genau diese gehen wir jetzt an: Wir zeigen dir dazu 19 typische Anzeichen für Rechenschwierigkeiten – mit Erklärungen und Beispielen.

Auf geht’s!

19 Dyskalkulie-Symptome, mit denen du Rechenschwierigkeiten bei deinem Kind frühzeitig erkennst

Altersunabhängige Dyskalkulie-Symptome

Reicht mein Taschengeld?

Dyskalkulie-Symptom #1 – Reicht mein Taschengeld?

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind steht verloren vor dem Kiosk: Es hält 3 Euro in der Hand und möchte Süßigkeiten für 1,50 Euro kaufen. Es weiß nicht, ob das Geld reicht.

Das steckt dahinter: Ein Euro entspricht 100 Cent. Ist doch logisch? Was für uns Erwachsene so einfach klingt, macht für Kinder das Rechnen mit Geld anspruchsvoll. Kindern mit grundlegenden Matheschwierigkeiten fehlen oft die sicheren Grundlagen dafür: Das Verständnis für Einer, Zehner und Hunderter. Und die Fähigkeit, über Zehner und Hunderter hinweg zu rechnen.

 

Dyskalkulie-Symptom #2 – Wie viel sind 350 Gramm?

So kann eine Situation aussehen: Es ist Advent und du eröffnest die Weihnachtsbäckerei. Dein Kind ist vollkommen ratlos, als es 350 Gramm Mehl abwiegen soll.

Das steckt dahinter: Wie schwer ist ein Kilogramm? Wie viel ist ein Liter? Kindern mit grundlegenden Matheschwierigkeiten fehlt meist die Vorstellung für die Größen. Deshalb haben Größen für sie keinen Alltagsbezug und bleiben abstrakt. Zudem haben die Kinder Mühe beim Rechnen mit Einern, Zehnern, Hunderten und Tausendern. Darum tun sie sich mit dem Umrechnen von Größen schwer; beispielsweise von Kilogramm in Gramm.

 

Dyskalkulie-Symptom #3 – Wo ist links?

So kann eine Situation aussehen: Du sprichst mit deinem Kind über sein Klassenzimmer und fragst: „Ist das Fenster links oder rechts von deinem Platz?“ Zur Antwort bekommst du ein langes „Hmmm“.

Das steckt dahinter: Hierfür braucht dein Kind ein gut entwickeltes räumliches Vorstellungsvermögen. Und genau diese Vorstellung im 3-dimensionalen Raum bereitet vielen Kindern mit grundlegenden Matheschwierigkeiten Mühe. Deshalb können sie nicht benennen, ob sich ein Gegenstand vorne, hinten, rechts, links, unter oder oben in Bezug zu einem anderen Gegenstand befindet.

 

Dyskalkulie-Symptom #4 – Wie lange dauert es noch?

So kann eine Situation aussehen: Freudig zeigst du auf die Uhr: „Oma kommt heute um 13 Uhr!“ Dein Kind will wissen: „Dauert das noch lang?“

Das steckt dahinter: Wie lang ist eine Stunde? Viele Kinder mit grundlegenden Matheschwierigkeiten haben keinen Bezug zur Zeit. Tageszeiten, Uhrzeiten und Zeitdauern sind für sie abstrakt; sie können sich darunter nichts vorstellen. Zudem tun sie sich schwer mit dem Rechnen an der Uhr: Dafür braucht es das sichere Plus- und Minusrechnen bis 100.

 

Dyskalkulie-Symptom #5 – So langweilig!

So kann eine Situation aussehen: Endlich ist Oma da! Deine Tochter freut sich darauf, mit Oma Kniffel zu spielen. Dein Sohn sagt nur: „Kniffel ist doof!“

Das steckt dahinter: Kinder, denen Mathe schwerfällt, vermeiden das Rechnen. Denn jedes Mal, wenn es nicht gelingt, erleben sie einen Misserfolg. Deshalb vermeiden sie Spiele mit Zahlen wie Kniffel, Uno oder Elfer raus.

 

Dyskalkulie-Symptom #6 – 4 oder 5 Croissants?

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind geht zum Bäcker einkaufen: 5 Laugenstangen und 4 Croissants lautet deine Bestellung. Nach einer Weile kommt es mit 7 Laugenstangen und 5 Croissants zurück.

Das steckt dahinter: Wie das Auswendiglernen einer Gedichtzeile. So ist es, wenn sich Kinder mit grundlegenden Matheschwierigkeiten Zahlen merken sollen. Die 5 ist für sie ein Wort und ein Symbol, das sie sich einprägen. Die damit verbundene Vorstellung für die Menge 5 fehlt – beispielsweise die 5 Laugenstangen. Wie die Wörter beim Gedicht vergessen sie die Zahlen deshalb immer wieder.

Dyskalkulie-Symptome bei Schuleintritt – mit 6 Jahren

Rechenspiele sind schwierig

Dyskalkulie-Symptom #7 – Blau, orange, pink…

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind möchte Bügelperlen auf einen Faden aufziehen. Es entscheidet sich für das Muster: blau, orange, pink. Beim Auffädeln passieren ihm immer wieder „Farbverwechsler“ – grün wird zu blau, orange zu rot.

Das steckt dahinter: Muster, Kategorien, Strukturen – mit all dem tun sich Kinder mit grundlegenden Matheschwierigkeiten schwer. Deshalb haben sie auch Mühe, die Abfolge in einem Muster einzuhalten.

 

Dyskalkulie-Symptom #8 – Zurück zum Start!

So kann eine Situation aussehen: Du bist mit deinem Kind beim Einkaufen: Ihr braucht 10 Joghurts. Dein Kind hat bereits 7 Joghurts in den Einkaufswagen gelegt. Nun zählt es ab, wie viele noch fehlen: 1, 2, 3, 4 und so weiter.

Das steckt dahinter: Machen wir ein Experiment: Nimm eine Telefonnummer, die du gut kennst und setze bei der vierten Zahl ein. Das ist anspruchsvoll! Genauso geht es Kindern, die den zählenden Weg verwenden. Sie haben die Abfolge der Zahlen auswendig gelernt. Es fällt ihnen schwer, bei der 7 loszuzählen. Deshalb beginnen sie immer wieder bei der 1.

 

Dyskalkulie-Symptom #9 – Mehr, weniger oder doch gleich viel?

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind baut mit Papa einen Legoturm. Es hat zwei Türme aufgestapelt: Einen mit 6 und einen mit 9 Steinen. Papa fragt: „Welcher Turm hat weniger Steine?“ Zurück bekommt Papa nur einen fragenden Blick.

Das steckt dahinter: Mehr, weniger, gleich viel – hier vergleichen wir Mengen. Dies fällt vielen Kindern mit grundlegenden Matheschwierigkeiten schwer. Da sie den zählenden Weg verwenden, können sie mit Mengen nichts anfangen. Besonders zeigen sie Mühe mit dem Erfassen von ungeordneten Mengen.

Dyskalkulie-Symptome während der Schulzeit

Zählen als Dyskalkulie-Symptom

Dyskalkulie-Symptom #10 – Der zählende Weg

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind soll die Aufgabe 5 + 4 rechnen. Es klappt einen Finger nach dem anderen hoch und zählt ab: 1, 2, 3 und so weiter. Es wechselt die Hand und kommt schließlich bei der 9 an: “Mama, das gibt 9.”

Das steckt dahinter: Zählen ist NICHT rechnen. Verwendet dein Kind den zählenden Weg, nimmt es die Zahlen als eine Reihenfolge wahr. Wie bei einer Liedstrophe hat es die Zahlen auswendig gelernt. Es kennt die Abfolge der Zahlenwörter und die dazu passenden Zahlensymbole. Die Mengen hinter den Zahlen versteht es jedoch nicht. Um eine Plusaufgabe zu lösen, zählt es die Zahlen hoch. Bei Minusaufgaben geht es rückwärts. Somit fehlt deinem Kind eine unabdingbare Grundlage fürs verstehende Rechnen: die bildliche Vorstellung für die Mengen.

 

Dyskalkulie-Symptom #11 – Immer um eins daneben

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind hat eine Matheprüfung nach Hause gebracht. Du wunderst dich, dass es sich bei vielen Aufgaben um eine Zahl verrechnet hat. Ein Ergebnis lautet 12 statt 11, ein anderes 8 statt 9.

Das steckt dahinter: Du bist gerade den Zählfehlern oder „Verzählern“ begegnet. Sie sind ein klares Zeichen dafür, dass dein Kind nicht verstehend rechnet – es verwendet den zählenden Weg. So zählt es entlang der Zahlenabfolge hoch und landet dabei oft um eine Zahl daneben. Speziell beim Zehnerübergang passieren so viele „Verzähler“.

 

Dyskalkulie-Symptom #12 – Wo bin ich denn?

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind arbeitet an einem Mathearbeitsblatt. Es soll auf dem Zahlenstrahl die 43 eintragen – und zögert.

Das steckt dahinter: Du stehst an einer Straßenecke und weißt nicht, wo du dich befindest. So fühlen sich Kinder mit grundlegenden Matheschwierigkeiten. Ihnen fehlt meist die klare Vorstellung für den Zahlenraum. Sie sind vollkommen orientierungslos: Wo bin ich gerade? In welche Richtung soll ich mich bewegen? Wie weit ist es zum nächsten Zehner?

 

Dyskalkulie-Symptom #13 – Was sagt mir diese Aufgabe?

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind liest eine Sachaufgabe laut vor: „Paula hat einen 100 Zentimeter langen Faden. Wie viel schneidet sie davon ab, damit sie noch 67 Zentimeter übrig hat?“ Dann blickt es ratlos zu dir hoch.

Das steckt dahinter: 100, 67, abschneiden: Kinder mit grundlegenden Matheschwierigkeiten lesen den Text einer Sachaufgabe. Mit den Zahlen und Signalwörtern wie „wegschneiden“, „dazu tun“ oder „wegnehmen“ können sie nichts anfangen. Sie schaffen es nicht, den Text in eine Rechnung zu überführen und das Ergebnis zu berechnen.

 

Dyskalkulie-Symptom #14 – Minus ist doof!

So kann eine Situation aussehen: Bei 7 + 11 kommt dein Kind auf ein Ergebnis. Bei 18 – 7 klappt es nicht.

Das steckt dahinter: Versuch mal das Alphabet rückwärts aufzusagen: Z, Y, X, W, V und so weiter. Anspruchsvoll, nicht wahr? So geht es Kindern beim Minusrechnen, die den zählenden Weg verwenden. Sie schauen auf ihre Finger und versuchen in Gedanken die Zahlenfolge rückwärts runterzugehen. Das ist anstrengend und fehleranfällig.

 

Dyskalkulie-Symptom #15 – Wo ist der Fehler?

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind zeigt dir sein Mathearbeitsblatt. Du siehst Ergebnisse wie 25 + 27 = 43 oder 17 + 23 = 310. „Wieso fallen ihm die Fehler nicht auf?“, denkst du dir.

Das steckt dahinter: Wenn wir Ergebnisse überprüfen, fragen wir uns: Kann das stimmen? Dafür brauchen wir das Kopfrechnen. Wir schauen bei 25 + 27 erstmals auf die Zehnerziffern und addieren diese im Kopf. Dann betrachten wir die Einerstelle und sehen: Das Ergebnis liegt über 50. Diese Fertigkeiten können Kinder mit grundlegenden Matheschwierigkeiten noch nicht rasch und zielsicher anwenden. Deshalb schauen sie auf Fehler und entdecken sie nicht.

Rechenpyramiden & Co sind schwierig

Dyskalkulie-Symptom #16 – Rechenpyramiden & Co

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind sitzt vor einem Arbeitsblatt mit Rechenpyramiden. Eigentlich kann es Plusaufgaben wie 23 + 6 rechnen. Doch in der Rechenpyramide schafft es die gleichen Aufgaben nicht.

Das steckt dahinter: In der Schule begegnet dein Kind Rechenaufgaben in den unterschiedlichsten Darstellungsformen: Pyramiden, Rädern, Häusern, Tabellen und viele mehr. Kindern mit grundlegenden Matheschwierigkeiten fällt es schwer, bekannte Aufgaben in einer neuen Darstellungsform wiederzuerkennen. Dieser Schritt ist zu abstrakt für sie!

 

Dyskalkulie-Symptom #17 – Verloren auf dem Irrweg

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind soll Aufgaben wie 19 + 13 oder 45 + 39 rechnen. Du erklärst den Rechenweg immer wieder. Bereits am nächsten Tag hat dein Kind alles wieder vergessen.

Das steckt dahinter: „Zuerst links, dann gerade nochmals links, zweimal rechts, wieder links und dann alles geradeaus.“ Hast du dir die Wegbeschreibung gemerkt? Das ist anspruchsvoll; gerade, wenn du den Ort nicht kennst. Kindern mit grundlegenden Rechenschwierigkeiten geht es genauso. Sie können mit dem Rechenweg nichts anfangen, da ihnen die Grundlagen fehlen. Geduldig versuchen sie, sich die Abfolge einzuprägen. Am gleichen Tag können sie noch einige Schritte abrufen. Bereits am nächsten Tag ist alles wieder weg. 

 

Anzeichen #18 – Der tägliche Kampf

So kann eine Situation aussehen: Du spürst, wie die Unruhe in dir aufsteigt. Seit über einer Stunde sitzt du mit deinem Kind an den Mathehausaufgaben. Es schaut auf eine Aufgabe, überlegt und schweift wieder ab. Du hältst es fast nicht aus! Oft enden diese Situationen in Streit und Tränen.

Das steckt dahinter: Unlösbar! Das ist der aktuelle Schulstoff für viele Kinder mit grundlegenden Rechenschwierigkeiten. Ihnen fehlen die sicheren Grundlagen. Deshalb können sie die Aufgaben nicht lösen und sitzen ratlos davor. Sie rutschen in Überforderungssituationen – und ihre Eltern damit. 

 

Anzeichen #19 – Mama, ich habe Bauchweh!

So kann eine Situation aussehen: Dein Kind ist bleich im Gesicht. Es fühlt sich schlecht und klagt: “Mama, ich habe Bauchweh!” Und das ausgerechnet an dem Tag, an dem es eine Matheprüfung schreiben soll.

Das steckt dahinter: Bei Matheschwierigkeiten sind viele Gefühle im Spiel. Denn die Kinder erleben immer wieder, dass sie scheitern. Diese Gefühle brennen sich ein. Die Kinder verlieren immer mehr ihr Selbstvertrauen und fühlen sich klein und machtlos. Oft sagen die Kinder: “Ich kann das nicht!”, “Ich bin zu dumm!” Einige bauen eine innere Abwehr gegen Mathe auf: Sie erleben Blockaden und Angstzustände. Bei einigen Kindern drücken sich die Ängste auch in körperlichen Symptomen Kopfweh oder Bauchschmerzen aus.

 

Der 5-Punkte-Plan, wie du bei Dyskalkulie-Symptomen entspannt und gezielt reagierst

Hier kommt der Aktionsplan. Er zeigt dir, was du genau jetzt tun kannst:

Punkt #1 bei Dyskalkulie-Symptomen: Warum du nicht kopflos loslaufen sollst

Angriff oder Flucht bei Dyskalkulie-Symptomen

Wenn die Hyäne kommt, greift der Löwe an. Die Antilope läuft weg.

So reagieren wir Menschen meist auch: Angriff oder Flucht.

Wie reagierst du?

Zum Beispiel: Wenn wir im Elterngespräch erstmals erfahren: “Ihr Kind kommt in Mathe nicht mit!”

Oder wenn wir das Ausmaß und die Dringlichkeit eines Problems auf einmal klar erkennen: 

Mein Kind steckt in Mathe fest!

Dann setzen unsere Reflexe ein.

Einige Menschen reagieren mit Flucht – wie die Antilope.

Sie erstarren und ziehen sich zurück. 

So versinken sie in Unsicherheit und Sorge. Wir drehen sich im Kreis und vertiefen sich ins Problem.

Oder sie schieben die Schwierigkeiten einfach weg. In der Hoffnung, dass sie so verschwinden.

Andere Menschen greifen an – wie der Löwe.

Sie rennen los und versuchen, das Problem zu jagen. 

Sie verfallen in Aktionismus:

Sie fragen überall rum. Sie suchen in den sozialen Medien und auf Online-Foren nach Rat. Sie kaufen Übungshefte und legen sofort los.

Die viele Aktivität gibt ihnen das Gefühl von Kontrolle: Sie meinen, so das Problem in den Griff zu bekommen.

Du ahnst es:

Flucht und Angriff – beide Reaktionen sind wenig hilfreich.

Denn in diesem Moment stecken wir im Gefühlswirrwarr. Wir sind voller Unsicherheit, Wut, Schmerz oder Angst.   

Diese Gefühle leiten unser Handeln.

Sie verklären unseren Blick und leiten uns in eine Sackgasse. Die Sicht auf den weiterführenden Weg bleibt uns versperrt.

Deshalb laden wir dich ein:

Atme erstmals tief durch

Gebe dir etwas Zeit, die schwierige Nachricht oder Erkenntnis sacken zu lassen:

Ja, dein Kind hat Schwierigkeiten in Mathe.

Gleichwohl darfst du darauf vertrauen: Jedes Kind kann sicher rechnen lernen – auch dein Kind.

Also: Nimm dir eine kurze Auszeit.

Lass die starken Gefühle ausklingen. Sortier deine Gedanken.

Dann bist du bereit für Schritt 2.

Punkt #2 bei Dyskalkulie-Symptomen: So vermeidest du die Explosion!

Explosive Situation bei Dyskalkulie-Symptomen

Dampf schießt aus dem Ventil. Das Zischen wird bedrohlich laut!

Jetzt heißt es Handeln: 

Wenn du die Hitze nicht runterstellst, fliegt der Topf in die Luft. 

So funktioniert das Schnellkochtopf-Prinzip.

Bei deinem Kind mit Rechenschwierigkeiten wirkt es auch.

Beim Schulstart ist alles entspannt. Dein Kind freut sich auf den Matheunterricht und zeigt dir stolz seine ersten Hausaufgaben. 

Irgendwann merkt dein Kind, dass es schwieriger wird: 

Es hat mehr Mühe, auf die Ergebnisse zu kommen. Oft liegt es daneben. Die anderen Kinder sind schneller und schaffen mehr.

Ein bedrückendes Gefühl kommt auf.

Dein Kind erlebt, dass es die Anforderungen nicht erfüllen kann. Der Druck steigt immer weiter an.

Nun ist es wie beim Schnellkochtopf:

Dein Kind braucht Hilfe, um den Druck zu senken. Ansonsten droht die Situation zu kippen.

Beim Schnellkocher drehst du die Hitze zurück. Oder du kühlst den heißen Topf mit kaltem Wasser.

Auch bei Kindern mit Lernschwierigkeiten gibt es bewährte Rezepte, um den Druck zu senken.

(Es kann sein, dass dein Kind zurzeit keinen schulischen Leistungsdruck verspürt. Das ist wundervoll!

Nutze die Rezepte in diesem Fall wie eine Notfallmedizin. Du hast sie zur Hand, falls sich die Situation später zuspitzt.)

Hier kommen sie:

Rezept #1: Besser zweisam als einsam

Alleingelassen!

So fühlen sich Kinder mit Rechenschwierigkeiten oft.

Sie sitzen im Unterricht, in einer Prüfung oder an den Hausaufgaben. Und kommen nicht weiter!

Sie stecken fest und spüren, wie die Verzweiflung in ihnen aufsteigt. 

Das Unglaubliche:

Oft bräuchten die Kinder ganz wenig, um sich aus der Situation zu befreien:

ein bestärkendes Kopfnicken.

eine kleine Hilfestellung.

das sichere Gefühl, dass Mama dabei ist.

Deshalb laden wir dich ein: Begleite dein Kind eng, wenn es Mathehausaufgaben macht oder übt.

Wie das geht?

Ganz einfach:

Setz dich neben dein Kind und sei präsent.

Achte darauf, wie es deinem Kind geht. Bestärke es, wenn es selbständig etwas schafft. Gib ihm Hilfestellungen, wenn es feststeckt. Zeige ihm die Aufgabe vor, wenn es sich unsicher fühlt.

So wirkst du wie ein Rettungsanker.

Du gibst deinem Kind Halt, auch wenn die Hausaufgabensituation zu kippen droht. 

Rezept #2: Kleiner, bitte!

Hürden bei Dyskalkulie-Symptomen

Wie der Mount Everest.

So groß und unüberwindbar erscheint Ellie das Arbeitsblatt.

48 Plusaufgaben sind drauf:

45 + 36

76 + 19

37 + 44

Und so weiter.

Ellie weiß, wie schwer ihr eine Aufgabe fällt. Wie soll sie denn 48 davon schaffen?

Dieses überfordernde Gefühl kommt bei Kindern mit Rechenschwierigkeiten oft auf.

Denn in der Schule soll es schnell gehen. Die Kinder sollen viele Aufgaben lösen. Sie sollen verschiedene Rechenwege anwenden.

Das überfordert sie.

Denn Kinder mit Rechenschwierigkeiten brauchen kleine Schritte und mehr Zeit.

Genau das kannst du reinbringen:

Mach die Dinge klein.

Reduziere die 48 Aufgaben auf zwei oder drei. Hilf deinem Kind, die Aufgaben ohne Überforderung zu schaffen.

Führe dein Kind Schritt für Schritt durch die Aufgaben. Zeige die Teile vor, bei denen es sich unsicher fühlt. Lass es das rechnen, was ihm gelingt.

Weniger ist hier mehr!

Es ist jedes Mal ein Riesengewinn, wenn dein Kind die Hausaufgaben mit einem guten Gefühl schafft.

Rezept #3: So kann dein Kind zubeißen!

Unerreichbar bei Dyskalkulie-Symptomen

Es ist fies!

Wie sehr er sich auch streckt, der Esel kann die Karotte nicht erreichen.

Warum?

Die Karotte baumelt an einer Schnur, die an einem Stecken befestigt ist. Und dieser ist am Rücken des Esels festgemacht. Der Esel bleibt chancenlos!

Genauso geht es vielen Kindern mit Rechenschwierigkeiten.

Der aktuelle Schulstoff bleibt unerreichbar für sie.

Ellie soll in der 3. Klasse 340 + 170 rechnen.

Doch das schafft sie nicht: 

Denn ihr fehlen die sicheren Grundlagen. Sie kann im kleinen Zahlenraum noch nicht verstehend rechnen: Für 4 + 7 verwendet sie den zählenden Weg.

Deshalb bringt es Ellie nichts, wenn Mama mit ihr immer wieder die Rechenwege im großen Zahlenraum übt. Auch eine intensive Prüfungsvorbereitung bringt keine bessere Note.

Denn ohne sichere Grundlagen kann Ellie das nicht leisten.

Die viele Überei erhöht den Druck – und bringt keine Lernerfolge.

Deshalb laden wir dich ein:

Verschiebe deinen Blick weg vom aktuellen Schulstoff.

Unterstütze dein Kind dort, wo es steht. Helfe ihm, dort Fortschritte zu erzielen. Und freue dich an den Grundlagen, die ihm bereits gelingen.

Denn das sind die Schritte, die dein Kind ans Ziel führen werden.

Rezept #4: Der übersehene Stellhebel

Du siehst:

Ellies Eltern können viel tun.

Sie können ihre Tochter begleiten und unterstützen. Sie können ihr helfen, die Schulsituation leichter durchzustehen.

Doch es gibt noch einen weiteren Stellhebel, mit dem sie Ellie unterstützen können.

Viele Eltern kennen diesen Hebel überhaupt nicht.
Oder sie trauen sich nicht, ihn zu nutzen.

Denn er liegt außerhalb ihrer Reichweite. Sie können ihn nicht direkt beeinflussen.

Was ist dieser Hebel?

Es ist die Schule.

Sie kann einen großen Beitrag leisten, um Ellie vor einer Abwärtsspirale in Mathe zu bewahren.

Das Schöne ist:

Lehrpersonen besitzen Handlungsspielraum.

Sie können den Unterricht und die Hausaufgaben für einzelne Kinder anpassen.

Mögliche Erleichterungen sind:

  • Lehrpersonen können die Anforderungen an den Lernstand deines Kindes anpassen.
  • Sie können deinem Kind bei Klassenarbeiten mehr Zeit geben.
  • Sie können die Hausaufgabenlast verringern.
  • Sie können den Einsatz von Hilfsmitteln erlauben.

Vieles lässt sich über persönliche Absprachen regeln – auch ohne Diagnose. 

Was Lehrpersonen zulassen, liegt in ihrem Ermessensspielraum: Einige Lehrpersonen sind diesbezüglich offen und schlagen von sich aus Erleichterungen vor. Andere Lehrpersonen sind zurückhaltender.

Auf jeden Fall lohnt es sich, die Lehrperson anzusprechen.

Ganz wichtig: 

Bring dein Anliegen wohlwollend an. Schildere der Lehrperson die Situation deines Kindes und wie es ihm dabei geht. 

Denn wenn du die Lehrperson von deinem Anliegen überzeugst, ist das ein Riesengewinn für dein Kind – und dich.

Jede Entlastung macht im Schulalltag einen spürbaren Unterschied.

Punkt #3 bei Dyskalkulie-Symptomen: Schaff Klarheit mit der BBA-Formel

Kreidebleich und schlapp.

So liegt dein Kind auf dem Sofa. 

Als du ihm etwas zum Essen anbietest, lehnt es ab. Als du ein Buch vorlesen möchtest, sagt es nur: “Mama, ich mag nicht!”

Du ahnst es: Dein Kind ist krank.

Doch du bist dir unsicher, was es genau hat: 

Ist es einfach eine Erklärung? Eine Grippe? Oder etwas Schlimmeres?

Deshalb wartest du mal ab und beobachtest die Situation.

Genau in dieser Lage bist du auch mit den Rechenschwierigkeiten deines Kindes. 

Du siehst Anzeichen. Du hast ein Bauchgefühl.

Doch dir fehlt die Klarheit:

  • Sind die Matheschwierigkeiten nur punktuell?
  • Oder liegen die Schwierigkeiten tiefer – bei den Grundlagen?

Da hilft die BBA-Formel.

Schritt #1: B wie beobachten

Genau beobachten bei Dyskalkulie-Symptomen

Hier darfst du es gleichtun wie bei der Grippe-Vermutung:

Beobachte die Situation. Setzt dich ganz bewusst neben dein Kind, wenn es Mathehausaufgaben macht.

  • Achte darauf, wie es die Aufgaben angeht: Rechnet es? Oder verwendet es den zählenden Weg?
  • Registriere, was dein Kind sagt und fragt: Hat es kleine Unklarheiten? Oder fühlt es sich komplett verloren?
  • Spüre hin, wie es deinem Kind dabei geht: Ist es mit einem guten Gefühl am Rechnen? Oder rutscht es unsicher auf seinem Stuhl hin und her? Kommt Verzweiflung auf? 

Diese Informationen sind wertvoll. 

Sie geben dir einen umfassenden, tiefen Einblick. Wahrscheinlich bekommst du so mehr mit, als die Lehrpersonen deines Kindes.

Denn du als Mama oder Papa bist viel näher an deinem Kind dran. Du verfolgst die Situation tagtäglich. 

Und du erlebst Facetten, die in der Schule verborgen bleiben:

Dein Kind stellt dir Fragen oder bittet um eine Hilfestellung. In der Schule sitzt es nur still an seinem Platz.

Dein Kind zeigt Gefühle, die es in der Schule unterdrückt. Zuhause ist es anders: Hier fühlt sich dein Kind sicher und zeigt seine Emotionen.

Es wird wütend, traurig oder verzweifelt. Diese Gefühle sagen viel über die Mathesituation aus.

Sammle deine Beobachtungen. Schreib sie dir auf, so dass du einen Überblick bekommst. 

Schritt #2: B wie befragen

Dann suchst du das Gespräch mit der Lehrperson.

Beschreibe deine Beobachtungen und Gedanken. 

Und frage nach:

  • Was fällt der Lehrperson im Unterricht auf? Sind Schwierigkeiten erkennbar? Wann?
  • Wie geht es deinem Kind im Unterricht? Kommt es mit oder ist es langsam? Ist es aktiv beteiligt und interessiert? Oder ist es still und abwesend? Stört es im Unterricht?
  • Wie unterstützt die Lehrperson? Reichen deinem Kind zusätzliche Erklärungen und mehr Zeit? Oder bringt das keine Verbesserung?
  • Wie wohl fühlt sich dein Kind in der Klasse? Ist es gut eingebunden?

Damit kannst du deine eigenen Beobachtungen ergänzen.

Du erhältst ein umfassendes Bild und entwickelst ein Gefühl, welche Art von Rechenschwierigkeiten dein Kind plagen:

Entweder sind es punktuelle Schwierigkeiten.

Dafür sprechen:

  • Dass dein Kind eigentlich gerne in den Matheunterricht geht.
  • Dass es sich in der Klasse und mit der Lehrperson wohlfühlt. 
  • Dass es mit zusätzlichen Erklärungen, mehr Zeit und mehr Übung weiterkommt.
  • Dass möglicherweise auch äußere Einflüsse die Situation beeinflussen – Stress im Elternhaus, ein Todesfall oder ein Streit mit der besten Freundin/ dem besten Freund.

Oder die Schwierigkeiten liegen tiefer – bei den Grundlagen.

Dafür sprechen:

  • Wenn du seit langem Anzeichen für Rechenschwierigkeiten feststellst (zu den 19 Dyskalkulie-Symptomen). 
  • Wenn dein Kind die Schwierigkeiten auch mit mehr Üben nicht überwinden kann.
  • Wenn sich die Probleme dramatisch zuspitzen und starke Gefühle im Spiel sind – Wut, Trauer, Frust. Auch wenn dein Kind körperliche Anzeichen zeigt – beispielsweise Bauchschmerzen vor der Schule oder vor Prüfungen.

Im zweiten Fall empfehlen wir dir, eine Fachperson beizuziehen.

Schritt #3: A wie abklären

Bei grundlegenden Rechenschwierigkeiten empfiehlt sich fachliche Hilfe. 

Viele “Stellen” klären Kinder mit Lernschwierigkeiten ab.

Leider sind ihre Einschätzungen oft wenig fundiert. Und sie helfen nicht weiter.

Deshalb haben wir zwei Praxistipps für dich.

Tipp #1: Wende dich an die wirklichen Experten

Wir empfehlen dir, eine Fachperson mit speziellem Fachwissen und Erfahrung im Bereich Matheschwierigkeiten aufzusuchen. 

Das ist in der Regel eine Lerntherapeutin oder ein Lerntherapeut (mehr zum Thema Lerntherapie).

Kinderärzte, Lehrpersonen oder auch Ergotherapeutinnen arbeiten auch mit Kindern, die Lernschwierigkeiten plagen. Meist fehlt ihnen jedoch die spezialisierte Ausbildung und die gezielte Erfahrung im Umgang mit Matheschwierigkeiten.

Deshalb sind sie für einen vertiefte Abklärung nicht die richtigen Ansprechpartner. 

Tipp #2: Gehe in die Tiefe

“Lassen Sie ihr Kind abklären.”

Diese Empfehlung erhalten viele Eltern.

Die Folge: Sie unterziehen ihr Kind einem standardisierten Tests und erhalten eine medizinische Diagnose.

Diese besagt:

Dyskalkulie – ja oder nein.

Rechenschwäche – ja oder nein.

Das bringt nur vermeintlich Klarheit.

Denn die Diagnose sagt nur, dass die Rechenleistung des Kindes unter einem gewissen Schwellenwert liegt.

Mehr nicht!

Auch kann es sein, dass dein Kind im Test zählend zum korrekten Ergebnis kommt. Schafft es so den Schwellenwert, erhält es keine Diagnose – trotz grundlegender Rechenschwierigkeiten.

Vieles bleibt verborgen:

Wie kommt das Kind zu den Ergebnissen – zählend oder verstehend? Wo steht es genau? Was gelingt ihm? Was braucht es? Und wie geht es ihm beim Rechnen?

Deshalb empfehlen wir dir einen tieferen und umfassenderen Blick:

mittels einer Förderdiagnostik.

Dort klärt eine Lerntherapeutin dein Kind eingehend ab. 

Sie beobachtet, wie dein Kind rechnet. Wie es dabei vorgeht und denkt. Und wie es ihm dabei geht.

Das bringt wirkliche Klarheit und weist den Weg raus aus den Schwierigkeiten.

Punkt #4 bei Dyskalkulie-Symptomen: Was deinem Kind wirklich hilft

Wirksame Förderung bei Dyskalkulie-Symptomen

“Maya erhält eine Förderstunde pro Woche.”

Das berichtet ihre Mama erleichtert.

Eine Sonderpädagogin holt Maya und eine Mitschülerin einmal wöchentlich aus dem Matheunterricht. Sie übt mit den Kindern an den Rechengrundlagen. 

Das ist wertvoll.

Es zeigt: Die Schule hat Mayas Rechenschwierigkeiten erkannt und geht sie an.

Gleichzeitig reicht es nicht.

Kinder mit grundlegenden Lernschwierigkeiten brauchen mehr.

Studien zeigen:

  • Fördermaßnahmen sind dann erfolgreich, wenn sie regelmäßig und über einen längeren Zeitraum stattfinden.
  • Und wenn die Unterstützungsperson über vertieftes Fachwissen zur betreffenden Lernschwierigkeit verfügt.

Was bedeutet das für dein Kind?

Bei Schwierigkeiten mit den Rechengrundlagen benötigt dein Kind nicht irgendeine Förderung.

Es braucht gezielte Unterstützung – von einer ausgewiesenen Fachperson. Und es braucht die Unterstützung regelmäßig über einen längeren Zeitraum.

Lass uns die verschiedenen Fördermaßnahmen dahingehend betrachten:

Schulische Förderung:

  • Inhaltliche Ausrichtung: Meist fehlt Lehrpersonen und auch Förderkräften an Schulen das spezialisierte Wissen und die gezielte Erfahrung mit grundlegenden Rechenschwierigkeiten. Deshalb unterstützen sie betroffene Kinder auch während Förderstunden mit den “Standardmethoden”. Damit bekommen die Kinder mehr von dem, was im Matheunterricht bereits nicht funktioniert. Die Folge: Die Fortschritte lassen weiter auf sich warten.
  • Häufigkeit und Dauer: Meist erhalten Kinder eine oder zwei Förderstunden pro Woche, die sie mit anderen Kindern teilen. Oft ist die Dauer begrenzt. Das ist zu wenig!
  • Schlussfolgerung: Die schulische Förderung reicht bei grundlegenden Rechenschwierigkeiten meist nicht aus. Gerade wenn die Lücken massiv sind und stark belasten, brauchen die Kinder eine intensivere Förderung.

Nachhilfeunterricht:

  • Inhaltliche Ausrichtung: Nachhilfe zielt darauf ab, Lücken im aktuellen Schulstoff zu schließen. Dafür geben Nachhilfelehrerinnen zusätzliche Erklärungen und Übungen – und stützen sich auf die schulischen Ansätze. Bei Kindern mit grundlegenden Rechenschwierigkeiten erzielt der Nachhilfeunterricht deshalb kaum nachhaltige Fortschritte. Dafür fehlt den Nachhilfelehrerinnen das spezialisierte Wissen und die vertiefte Erfahrung mit Rechenschwierigkeiten.
  • Häufigkeit und Dauer: Nachhilfeunterricht lässt sich flexibel organisieren. Wenn notwendig auch sehr regelmäßig und über einen längeren Zeitraum.
  • Schlussfolgerung: Nachhilfe kann bei punktuellen Unsicherheiten beim aktuellen Schulstoff helfen. Liegen die Schwierigkeiten bei den Grundlagen, bringt die Nachhilfe keine nachhaltige Verbesserung. 

Ergotherapie:

  • Inhaltliche Ausrichtung: Die Ergotherapie bietet Kindern hilfreiche Unterstützung – beispielsweise bei Problemen mit der Wahrnehmung und der Konzentration. Doch Kinder mit grundlegenden Rechenschwierigkeiten brauchen vor allem eines: Mathe, anders erklärt. Dafür sind Ergotherapeutinnen nicht ausgebildet.  
  • Häufigkeit und Dauer: Therapiesitzungen finden meist wöchentlich und über einen längeren Zeitraum statt.
  • Schlussfolgerung: Die Ergotherapie ist nicht die Therapieform, die Matheschwierigkeiten an der Wurzel angehen kann. Gleichwohl kann sie Kinder ergänzend unterstützen – und so den Lernprozess erleichtern.

Lerntherapie:

  • Inhaltliche Ausrichtung: Lerntherapeutinnen sind auf grundlegende Lernschwierigkeiten spezialisiert. Sie kennen die speziellen Wege und Methoden, mit denen sie betroffene Kinder wirkungsvoll unterstützen können. 
  • Häufigkeit und Dauer: Die Therapiesitzungen finden meist einmal wöchentlich statt. In den Ferien, an Feiertagen und bei Krankheit fällt die Therapie aus. Das ist nicht ideal: Denn je häufiger und regelmäßiger Kinder Förderung erhalten, desto schneller erzielen sie Fortschritte.
  • Schlussfolgerung: Die Lerntherapie ist ein bewährtes Mittel gegen grundlegende Rechenschwierigkeiten. Gleichzeitig brauchen Fortschritte viel Zeit und Geduld.     

Online-Mathecoaching:

  • Inhaltliche Ausrichtung: Das Online-Mathecoaching ist ebenfalls auf grundlegende Lernschwierigkeiten ausgerichtet. Es bietet dieselben speziellen Lerninhalte wie die Lerntherapie. Der Unterschied liegt im WIE: Im Online-Mathecoaching begleiten die Eltern ihre Kinder selbst – natürlich mit enger fachlicher Begleitung.
  • Häufigkeit und Dauer: Im Online-Mathecoaching üben die Eltern mit ihren Kindern täglich 10 Minuten – kurz, dafür regelmäßig. So erzielen Kinder deutlich schneller Fortschritte als in einer Lerntherapie.
  • Schlussfolgerung: Das Online-Mathecoaching ist die Alternative zur Lerntherapie. Sie bietet Eltern einen anderen Weg, die ihre Kinder mit Rechenschwierigkeiten selbst begleiten möchten. 

Willst du mehr übers Online-Mathecoaching erfahren?

Dann komm in unseren Newsletter. Als Geschenk erhältst du unser E-Book mit 7 sanften Abkürzungen, mit denen du dein Kind noch heute vom Mathe-Druck befreist. Abmeldung ist jederzeit möglich.

Punkt #5 bei Dyskalkulie-Symptomen: So gelingt der erste Schritt noch heute

“Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.”

Lao-Tse, chinesischer Philosoph (6. Jh. v. Chr.)

In dieser Aussage steckt eine unbequeme Wahrheit.

Sicherlich hast du sie auch schon erfahren.

Du hast ein großes Ziel vor Augen: Du möchtest mehr Sport treiben. Dich gesünder ernähren. Oder besser Klavier spielen.

Und du kennst den Weg dorthin.

Trotzdem zögerst du.

Du schiebst den ersten Schritt immer wieder raus: Jeder Tag ist der falsche, um zu starten. Einmal bist du zu beschäftigt. Dann wieder zu erschöpft.

Genau das passiert auch vielen Eltern von Kindern mit grundlegenden Rechenschwierigkeiten.

Sie wissen, dass ihr Kind Probleme hat.

Sie wünschen sich eine Veränderung.

Gleichwohl gehen sie diese nicht an.

Warum?

Weil sich Gewohnheiten und Routinen sicher anfühlen.

Weil sie nur ungern davon abrücken.

Und weil der erste Schritt so groß und schwer erscheint.

Doch das braucht nicht so zu sein.

Stell dir vor:

  • Du gehst die Hausaufgabensituation heute bewusst anders an: Du stellst den Handywecker auf 10 Minuten und begleitest dein Kind entspannt durch zwei Rechenaufgaben (mehr dazu in Rezept #2).  
  • Oder du vereinbarst einen Termin mit der Lehrperson, um Entlastungsmöglichkeiten für dein Kind zu besprechen (mehr dazu in Rezept #4).
  • Oder du trägst dich in unseren Newsletter ein.

Damit rennst du nicht kopflos los. Vielmehr nimmst du so einen ersten Schritt.

Das Schöne ist: Auch ein Mini-Schritt ist ein Schritt vorwärts.

Fortschritte bei Dyskalkulie-Symptomen

Deshalb laden wir dich ein:

Nutz deinen Tatendrang und mach gleich den ersten Mini-Schritt.

Damit erzielst du zwei wunderbare Effekte:

  1. Du bist auf dem Weg. Du schaust nicht mehr zu, wie die Schwierigkeiten deines Kindes immer größer werden. Du packst das Problem an.
  2. Dein Gefühl verändert sich: Du fühlst dich zuversichtlich und spürst, dass eine Veränderung möglich ist.  

Wundervoll, nicht wahr?

Bonus: Die 5-Punkte-Checkliste bei Dyskalkulie-Symptomen

Das war eine Fülle von Informationen für dich.

Deshalb kommt hier nochmals die übersichtliche Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  • Punkt #1: Nimm dir eine kurze Auszeit, bevor du loslegst (mehr zu Punkt #1).
  • Punkt #2: Wende unsere 4 bewährten Rezepte an, um dein Kind zu entlasten. (mehr zu Punkt #2)
  • Punkt #3: Schaff dir Klarheit und verstehe die Mathesituation deines Kindes (mehr zu Punkt #3)
  • Punkt #4: Finde die Lösung, die für dich und dein Kind wirklich passt (mehr zu Punkt #4)
  • Punkt #5: Mach den ersten Schritt in die Veränderung (mehr zu Punkt #5)

Heute ist besser als in 3 Monaten…

“Zeit ist Geld!”

Dieser Spruch nervt. 

Und er stimmt auch nicht, wenn es um unsere Kinder geht.

Gemeinsame Momente sind ein Geschenk. Sie zusammen mit unseren Kindern zu erleben ist unbezahlbar. 

Deshalb können wir sagen: “Zeit ist wertvoll”

Das gilt auch bei Matheschwierigkeiten.

Denn Abwarten “stiehlt” euch wertvolle Zeit.

Dein Kind erlebt länger, dass Mathe nicht gelingt. Die Situation wird schwieriger und schwieriger.   

Je schneller dein Kind gezielte Unterstützung bekommt, desto früher befreit es sich aus der Abwärtsspirale:

Es hat wieder Erfolgserlebnisse.

Sein Selbstvertrauen wächst.

Die Lücke schließt sich, und dein Kind kommt im Matheunterricht wieder mit.

Das Beste:

Möglicherweise kannst du dein Kind ganz vor der Abwärtsspirale bewahren.

Denn viele Kinder in der 1. und teilweise auch in der 2. Klasse erleben ihre Rechenschwierigkeiten noch nicht als Belastung. Sie gehen gerne in den Matheunterricht und rechnen mit Freude.

Diese Situation darfst du ausnutzen.

Deshalb laden wir dich ein, die Matheschwierigkeiten deines Kindes schnellstmöglich anzugehen.

Starte am besten gleich!

Am leichtesten gelingt dir das mit unserem gratis E-Book: Dort zeigen wir dir 7 sanfte Abkürzungen, mit denen du dein Kind noch heute vom Mathe-Druck befreist.

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