„Es hat eine Bicyclettie“, wiederholt der Doktor.
Dein Herz setzt für einen Schlag aus.
„Ja“, bestätigst du mit leiser Stimme.
„Mein Kind hat Schwierigkeiten mit dem Fahrradfahren.“
100 Fragen schießen dir durch den Kopf, als ihr die Kinderarztpraxis verlässt.
Tönt das absurd?
Ja natürlich.
Denn bei Problemen mit dem Fahrradfahren besuchst du nicht den Arzt.
Dein Kind ist ja nicht krank.
Diese Flutwelle verschluckt dich
Bei der Mathesituation deines Kindes ist diese Klarheit weg.
Da verharrst du in lähmender Ungewissheit.
Tagtäglich siehst du Dyskalkulie Symptome. Du beobachtest, wie sich dein Kind mit dem Zehnerübergang schwertut. Und du ahnst, dass seine Matheprobleme tiefer gehen.
Alle fragst du sie aus: Freunde, andere Eltern, die Lehrerin, den Kinderarzt.
An jedem Informationsfetzen klammerst du dich fest.
Horrorgeschichten bereiten dir schlaflose Nächte.
Wie eine Tsunamiwelle überdeckt dich die Informationsflut. Die Unsicherheit zieht dich unerbittlich nach unten.
Der Schritt, der alles verändert
Er ist ganz einfach:
Schaff Klarheit!
Hebe deinen Kopf aus der Flut verwirrender Informationen.
Lass uns das gemeinsam angehen.
In diesem Artikel zeigen wir dir 5 Gründe, wieso deinem Kind der Zehnerübergang noch nicht gelingt.
Du lernst:
- Was mit deinem Kind in Mathe wirklich los ist.
- Warum du aufhören darfst, dich von Horrormeldungen verunsichern zu lassen.
- Warum du vertrauen darfst, dass dein Kind den Zehnerübergang schaffen wird.
Damit gewinnst du eine neue Sichtweise auf die Mathesituation deines Kindes. Diese verändert dein Denken für immer.
(Hier noch der Beipackzettel zum Artikel: Wir geben dir hier klare Anhaltspunkte, wieso die Mathesituation bei deinem Kind so ist. Diesen begegnen wir tagtäglich in unserer Arbeit mit betroffenen Kindern. Natürlich ist jedes Kind einzigartig und braucht einen vertiefenden Blick auf seine Situation.)
Legen wir los.
Grund #1: Mathekram macht den Doktor arm
Dyskalkulie.
Rechenstörung.
Rechenschwäche.
Experten verwenden vielerlei Fachbegriffe.
Sie sagen alle dasselbe aus:
Dein Kind hat „Schwierigkeiten mit den Zahlen und große Probleme beim Rechnen.“
Mit dieser Definition bringt es die Stiftung LegaKids auf den Punkt:
Dein Kind hat keine Krankheit.
Keine Behinderung.
Kein Defizit.
Die aktuelle Mathesituation deines Kindes hat keine gesundheitlichen Ursachen. Sie ist auch nicht bleibend. Sie kann sich verändern.
Das heißt:
Du darfst hoffnungsvoll sein.
Du darfst in die Fähigkeiten deines Kindes vertrauen.
Ihm wird der Zehnerübergang bald auch gelingt.
Zudem haben Kinder mit Lernschwierigkeiten oft eine hohe Intelligenz und ausgewiesene Stärken in anderen Bereichen.
Ich lade dich ein: Schau bei deinem Kind mal über Mathe hinaus.
Aus diesem Grund haben wir die Begriffe Dyskalkulie, Rechenstörung oder Rechenschwäche aus unserem Wortschatz gestrichen.
Wir sprechen von „grundlegenden Matheschwierigkeiten“.
Damit benennen wir das, worauf es ankommt:
Dein Kind hat Schwierigkeiten in Mathe.
Es braucht sichere Grundlagen.
Und diese wird es lernen.
Grund #2: Durchfahrt des Mathe-Express
Du kennst es sicherlich auch.
Das dröhnende Wumm, Wumm, Wumm.
Der Wind peitscht dir ins Gesicht. Du drehst den Kopf und schaust hinterher. Schon verschwindet der Zug um die nächste Kurve.
Du stehst auf dem Bahnsteig und spürst immer noch das Dröhnen in den Ohren.
Genauso ergeht es deinem Kind im Matheunterricht.
Es ist täglich präsent. Und der Unterrichtsinhalt zieht an ihm vorbei.
Gerade sitzt es vor einem Arbeitsblatt mit Plusaufgaben:
11 + 7, 9 + 5 und 12 + 8
Dein Kind hat Mühe, kleine Aufgaben wie 5 + 3 zu rechnen. Überfordert schaut es aufs Blatt. Währenddessen verteilt die Lehrerin ein weiteres Arbeitsblatt für die Hausaufgaben.
Das Tempo ist zu hoch.
Gestern hat die Klasse den Zehnerübergang mit farbigen Punkten gemalt. Nun soll dein Kind mit Zahlen rechnen.
Der Ansatz ist zu abstrakt.
Letzte Woche hatte dein Kind Plusaufgaben mit Zehnerübergang gerechnet. Heute sind es bereits vermischte Plus- und Minusaufgaben.
Die Schritte sind zu groß.
Kehren wir zum Bild des Bahnhofs zurück:
Dein Kind steht wie angewurzelt am Bahnsteig. Die Züge brausen vorbei. Einer nach dem anderen.
Entmutigt schaut es ihnen hinterher.
Grund #3: Ganz normal anders
Bereits die alten Griechen wussten es.
„Es gibt keinen Königsweg zur Mathematik.“ – Euklid
Euklid stellte damit bereits vor über 2’000 Jahren fest:
Verschiedene Wege führen in Mathe zum Ziel.
Bei uns geht das vergessen.
Denn im schulischen Matheunterricht gibt es nur einen Weg: Dieser folgt dem Lehrplan und den vorgegebenen Lehrmitteln.
Der Aufbau.
Die Erklärungen.
Die Übungen.
Die Geschwindigkeit.
Diese Standards mögen für viele Kinder funktionieren.
Für dein Kind passen sie nicht. Es hat andere Lernbedürfnisse. Es braucht andere Wege.
Und diese haben im schulischen Matheunterricht keinen Platz.
Grund #4: Gut gezählt ist nicht mal halb gerechnet
„Wie hat sie das geschafft?“
Fragst du dich das auch immer wieder?
Bei der Aufgabe 6 + 6 kommt das Ergebnis wie aus der Pistole geschossen:“12.“
Bei der Aufgabe 13 + 7 antwortet dein Kind mit fragendem Unterton: „20?“
Bei der Aufgabe 6 + 5 korrigiert es sich: „12, nein 11.“
Diese Situationen lösen bei uns Eltern ein beruhigendes Gefühl aus:
„Alles ist okay! Mein Kind kommt zum Ergebnis.“
Die schlechte Nachricht ist: Dein Kind hat hier wahrscheinlich überhaupt nicht gerechnet.
Es hat seine Hilfsstrategien angewendet:
Die Aufgabe 6 + 6 hat es bereits dutzende Male gehört. Es kennt das Ergebnis auswendig.
Die Strategie heißt Auswendiglernen.
Bei 13 + 7 hat dein Kind einfach mal ein Ergebnis „rausgeworfen“. Es versucht sein Glück, das korrekte Ergebnis so zu treffen.
Und Bingo. Dieses Mal hat es geklappt.
Das ist das Raten.
Bei der Aufgabe 6 + 5 ist dein Kind der Zahlenfolge entlang hochgegangen. Entweder mit den Fingern oder im Kopf.
Bei der 6 hat es losgezählt: „6, 7, 8, 9, 10.“
Für den Zehnerübergang die Hand gewechselt: „11, 12.“
Dann hat es gemerkt: „Ups, ich bin eine Zahl zu weit.“
Und sich korrigiert: „Nein, 11.“
Diese Strategie nennen wir den zählenden Weg.
Mit all diesen Hilfsstrategien versucht dein Kind, auf ein Ergebnis zu kommen.
Gleichzeitig ist wichtig zu verstehen: Dein Kind RECHNET damit NICHT.
Vielmehr halten diese Strategien dein Kind vom verstehenden Rechnen ab.
Grund #5: Wer hat das Bild geklaut?
„Wie viele Beine hat ein Pferd?“
Dein Kind wird dir ohne nachzudenken antworten: „Natürlich 4, Mama“
Wie hat es das geschafft?
Du wirst sagen: „Mein Kind hat eine Vorstellung.“
Genau, das ist es.
Es hat sich im Laufe seiner Kindheit eine Vorstellung geschaffen, wie ein Pferd aussieht.
Es hat Bilderbücher angeschaut. Die Pferde beim Bauernhof besucht. Im Zoo am Ponyreiten teilgenommen.
So entstand ein ganz klares Bild in seinem Kopf.
Wenn dein Kind nun ein Pferd zeichnet, ruft es dieses Bild ab. Und jedes Mal wird das gezeichnete Pferd vier Beine haben.
Wir nennen diese klare Vorstellung ein „mentales Bild“.
Wenn du dein Kind fragst: „Du bist bei der 8. Wie viele fehlen bis zur 14?“
Dann schaut es dich wahrscheinlich fragend an.
Ihm fehlen die mentalen Bilder dazu. Deshalb gelingt es ihm nicht, den Zehnerübergang verstehend zu rechnen.
Notgedrungen weicht es auf seine Hilfsstrategien aus. Es ratet, zählt oder sagt einfach:
„Mama, ich kann das nicht!“
Grund #5+1: Viele Wege führen in die Verwirrung
So schwer kann das doch nicht sein!
Hast du dich schon bei diesem Gedanken ertappt?
Für uns Erwachsene ist es schwierig zu verstehen, weshalb Kinder Mühe mit dem Zehnerübergang haben.
Es handelt sich ja kaum um hohe Mathematik. Sondern um eine simple Rechnung in zwei Schritten:
Bei 7 + 9 rechnest du erstmals 7 + 3 = 10.
Und dann noch 10 + 6 = 16.
So leicht geht das!
Gleichwohl ist der Zehnerübergang die größte Herausforderung im Matheunterricht in der 1. Klasse.
Lass uns das mit einem Experiment erlebbar machen.
Versetze dich dazu für einen Moment in die Situation deines Kindes: Du hast Mühe mit Plusaufgaben wie 3 + 6 oder 4 + 5.
Deine Klasse lernt gerade den Zehnerübergang kennen. Erstmals malst du blaue und rote Punkte im Zwanzigerfeld aus.
Das klappt ganz gut.
Beim nächsten Arbeitsblatt stehen da Zahlen und irgendwelche Kästchen:
9 + 5 = [ ]
9 + [ ] + [ ] = [ ]
Du fragst dich:
„Was soll ich hier tun? Wie passt das mit den blauen und roten Punkten zusammen?“
Auf dem nächsten Arbeitsblatt kommt der Zehnerübergang wieder anderes daher:
Darauf sind 20 quadratische Felder, Zahlen und auch noch Kästchen abgebildet.
6 + 7 = [ ]
6 + [ ] = 10
10 + [ ] = [ ]
Du bist komplett verwirrt!
In den Schulbüchern begegnet dein Kind einer Vielzahl unterschiedlicher Darstellungen und Rechenwegen. Es soll alle kennenlernen und diejenigen wählen, welche ihm am besten liegen.
Deinem Kind bringt diese Vielfalt nur eins:
Die absolute Verwirrung!
Sei ein Wendehals!
„Um klar zu sehen, genügt ein Wechsel der Blickrichtung.“ – Antoine de Saint-Exupéry
Du hast 5+1 Gründe kennengelernt, wieso deinem Kind der Zehnerübergang schwerfällt. Damit hast du deine Blickrichtung gewechselt:
Dein Kind braucht keinen Doktor. Es braucht sichere Rechengrundlagen.
Es benötigt Wege, die auf seine speziellen Lernbedürfnissen abgestimmt sind.
Damit hast du klare Sicht auf die Mathesituation deines Kindes.
Mit dieser Klarheit nimmst du zwei Schritte:
Schritt 1:
Du lässt die lähmende Ungewissheit hinter dir.
Der zweite Schritt ist noch größer.
Viel größer.
Schritt 2:
Du kommst ins Handeln.
Denn mit einem klaren Blick packst du die Situation aktiv an.
Genau das ist es, was dein Kind braucht!
Nun bist du an der Reihe:
Nutze den Schwung und nehme den ersten Schritt in die Veränderung.
Noch heute.
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