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Elterngespräch: 11 Expertentipps, wie Eltern und Lehrer gemeinsam das Beste für die Kinder rausholen [+Checkliste]

Audrey Hepburn blickte verwirrt.

Sie verstand die Welt nicht mehr:

Warum reichte ihr der Kellner ein Glas Rotwein?

Das Missverständnis ereignete sich in den frühen 50er-Jahren, als sich die amerikanische Schauspielerin in ein Straßencafé in Rom setzte.

In gebrochenem Italienisch sagte sie zum Kellner:

“Ich möchte ein Glas Wasser, bitte.”

Der Keller verstand “aceto” anstatt „acqua“ – Essig anstelle des gewünschten Wassers. Er wollte die Situation retten und brachte Audrey Hepburn einfach ein Glas Rotwein.

Was zeigt uns die Episode? 

Mit unserer Kommunikation können wir viel beeinflussen: Wir können Missverständnisse und Konflikte verstärken. Oder wir können Brücken bauen und Lösungen finden.

Alles ist möglich.

Auch im Elterngespräch kannst du als Elternteil oder Lehrperson mit einer wirkungsvollen Kommunikation viel für die Kinder rausholen. 

Damit dir das gelingt, geben wir dir in diesem Beitrag 11 Expertentipps für gelingende Elterngespräche an die Hand. 

Du bekommst:

  • Die 11-Punkte-Checkliste für erfolgreiche Elterngespräche
  • 11 ausführliche Tipps von Lern- und Beziehungsexpertinnen, wie du im Elterngespräch das Beste für die Kinder rausholen kannst.

Legen wir los.

Die 11-Punkte-Checkliste für erfolgreiche Elterngespräche

Expertentipps fürs Elterngespräch

Punkt #1: Mach im Elterngespräch den Perspektivenwechsel

Versuch dich in dein Gegenüber reinzuversetzen. Durch den Perspektivenwechsel gelingt es dir, deinen Gesprächspartner besser zu verstehen.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Überlege dir vor dem Gespräch: Was erlebt die Lehrperson mit meinem Kind? Was ist ihr wohl wichtig? Was möchte sie erreichen?
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Mach dir vorab Gedanken zur Sichtweise der Eltern: Was erleben sie mit ihrem Kind? Was könnten ihre Anliegen sein? Was bringt sie zu diesem Standpunkt?
  • Wie das im Detail funktioniert, erfährst du im Expertentipp von Bob Blume.

Punkt #2: Lass beim Elterngespräch die Emotionen zuhause

Es geht um unsere Kinder – das ist ein gefühlsbeladenes Thema. Lass beim Elterngespräch trotzdem die starken Gefühle vor der Tür. Denn im offenen Austausch lässt sich das meiste klären.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Die elterlichen Gefühle können dein Gegenüber in eine Abwehrhaltung drängen. Versuche deshalb, deine Anliegen möglichst sachlich und konstruktiv rüberzubringen.
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Gehe nicht in eine Verteidigungshaltung, sondern zeige Verständnis für die elterlichen Gefühle. So hilfst du, das Gespräch auf die sachliche Ebene zu bringen.
  • Mehr dazu im Expertentipp von Birgit Strohmeier.

Punkt #3: Stärke die Kind-Lehrer-Beziehung

Eine tragende und sichere Beziehung zwischen Kind und Lehrperson ist die Grundlage für eine gelingende Schulzeit. Trage dazu bei, dass diese entstehen kann.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Vermittle deinem Kind im Alltag eine positive, wertschätzende Haltung gegenüber der Lehrperson. Denke dabei auch ans Non-Verbale: deine Mimik und innere Haltung.
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Suche aktiv den Kontakt und die Beziehung zu den Eltern – und zwar nicht erst dann, wenn Probleme auftreten.
  • Die Details erfährst du im Expertentipp von Simona Zäh.

Punkt #4: Glaube an die gute Absicht

Du darfst annehmen, dass dein Gegenüber immer gute Absichten hat. Bring diese kooperative Grundhaltung auch im Elterngespräch mit deinen Aussagen zum Ausdruck.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Gehe davon aus, dass die Lehrperson immer mit guten Absichten handelt – auch wenn du mit der gewählten Vorgehensweise nicht einverstanden bist.
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Auch du darfst davon ausgehen, dass Eltern immer gute Absichten haben und das Beste für ihr Kind wollen. 
  • Wie das im Detail funktioniert, erfährst du im Expertentipp von Kiran Deuretzbacher.

Punkt #5: Erkenne die verschiedenen Bedürfnisse

Jedes Kind lernt anders. Hilf mit, für jedes Kind die Wege zu finden, mit denen es seine Potenziale entfalten kann.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Gebe der Lehrperson aktiv Rückmeldung, was dein Kind braucht. Was hilft ihm? Welche Anpassungen braucht es?
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Versuche auch die Lernsituation in der Schule auf die Bedürfnisse der Kinder abzustimmen.
  • Mehr dazu im Expertentipp von Petra Trautwein.
Elterngespräch - das Beste für die Kinder

Punkt #6: Raus aus der Komfortzone

Die Kinder haben meistens die besten Ideen. Beziehe sie deshalb in die Lösungsfindung ein und sei bereit, neue Wege zu gehen.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Lass dein Kind den Schulalltag aktiv mitgestalten und sei dabei bereit, deine Komfortzone zu verlassen.
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Setze nicht einfach um, was du für gut befindest. Beziehe das Kind und seine Eltern ein. Und sei bereit, auch kreativen Lösungen eine Chance zu geben.
  • Die Details erfährst du im Expertentipp von Laura Henrietta Grimm.

Punkt #7: Mach Elterngespräche zur Lernmöglichkeit

Die Kinder können bei uns Erwachsenen sehen, wie wir gemeinsam Probleme angehen und Lösungen finden. Gib diesem Prozess Zeit und Raum – und vermeide den Drang nach schnellen Lösungen.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Lass dein Kind an der Lösungsfindung teilhaben. Frage nach seiner Meinung. Berichte ihm, welche Bedürfnisse und Argumente im Spiel sind.
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Es ist okay, wenn nicht immer gleich eine Lösung da ist. Manchmal lösen sich Situationen von selbst; manchmal braucht es mehr als ein Gespräch.
  • Wie das im Detail funktioniert, erfährst du im Expertentipp von Verena Ohn.

Punkt #8: Rein ins Abenteuer

Unsere Kinder brauchen neue Wege beim Lernen: weg von der fächerweisen Wissensvermittlung hin zum gemeinsamen Entdecken. Eltern und Lehrpersonen können im Lernalltag kleine Schritte in diese Richtung umsetzen.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Schaff im Alltag Lernsituationen, um mit deinem Kind gemeinsam die Welt zu entdecken.
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Baue alternative Lernmethoden in den Unterricht ein. Wage es auch andere Lehrpersonen und Eltern einzubeziehen. Denn gemeinsam entsteht mehr.
  • Mehr dazu im Expertentipp von Béa Beste.

Punkt #9: Sei offen für Veränderung

Manchmal reichen kleine Veränderungen nicht. Dann kann ein Klassenwechsel, ein Schulwechsel oder auch ein Wechsel ins Homeschooling (in Österreich und in der Schweiz) helfen.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Bleibe auch in schwierigen Situationen bei deinem Kind und seinen Bedürfnissen. Vermeide im Elterngespräch Kritik und Schuldzuweisungen und habe den Mut, eine Veränderung zu bewirken. 
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Vertraue auf die Eltern und verstehe ihre Anliegen nicht als Angriff auf dich, sondern als Fürsorge für ihr Kind.
  • Die Details erfährst du im Expertentipp von Thirza Schneider.

Punkt #10: Werde zur liebevollen Begleiterin

Meist drehen sich Gespräche zwischen Eltern und Lehrpersonen um “Dinge” – den Schulstoff, um Leistungen oder Vorfälle. Allzu oft geht das Wichtigste vergessen. Richte deinen Blick bewusst auf das Kind und werde zur liebevollen Begleiterin.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Mach den Rollentausch. Lass dein Kind Lösungen vorschlagen und selbst ausprobieren. Geh ins Vertrauen und trage diese bestärkende Haltung auch ins Gespräch mit der Schule.
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Suche immer wieder nach Möglichkeiten, wie das Kind aktiv mitgestalten kann. Vielleicht nimmt es einfach am nächsten Gespräch teil?
  • Alles Weitere dazu erfährst du im Expertentipp von Maria Wiegand.

Punkt #11: Raus aus der Überforderung

Kinder mit Lernschwierigkeiten sind oft überfordert. Nutze das Elterngespräch, um gemeinsam den Weg raus aus Druck und Blockade zu schaffen.

  • Das bedeutet für dich als Elternteil: Begleite dein Kind mit Lernschwierigkeiten eng und biete ihm aktiv deine Unterstützung an. Das oberste Ziel dabei ist, Überforderungssituationen zu vermeiden.
  • Das bedeutet für dich als Lehrperson: Überlege, welche Erleichterungen dem Kind helfen und im Schulalltag umsetzbar sind.
  • Mehr dazu im Expertentipp von Monika & Thomas Abt.

11 ausführliche Expertentipps, wie du im Elterngespräch das Beste für die Kinder rausholst

Hier kommen die Expertentipps im Detail.

Bob Blumes Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp #1: „Mach im Elterngespräch den Perspektivenwechsel.“

von Bob Blume

Für eine tragfähige Erziehungspartnerschaft ist es wichtig zu versuchen, die Perspektive des Gegenübers zu verstehen und das Beste anzunehmen.

Kooperation kann nur entstehen, wenn man versucht, diesen Perspektivenwechseln dauerhaft aufrechtzuerhalten und auch dementsprechend kommuniziert. 

Dann ist sehr, sehr vieles möglich. Ich glaube, dass eine gelingende, auf positiven Werten basierende Erziehungspartnerschaft auch dafür sorgt, innerhalb des Schulsystems bestehende Missstände zu verbessern.

Bob Blume ist bekannt als der Netzlehrer. Als Lehrer, Bestseller-Autor und Bildungsinfluencer setzt er sich für einen Wandel ein, der unsere Schulen fürs 21. Jahrhundert fit macht. Erfahre mehr dazu auf Instagram.
Sein Bestseller-Buch trägt den Titel: “Zehn Dinge, die ich an der Schule hasse: Und wie wir sie ändern können – Ein Aufruf zum Handeln”.*

Birgit Strohmeiers Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp 2: „Lass beim Elterngespräch die Emotionen zuhause.“

von Birgit Strohmeier

Wir Eltern können sowohl Brandherd als auch Feuerwehr sein. Wir können alle Bemühungen der Schule zunichtemachen. Gleichzeitig können wir dazu beitragen, dass vieles besser läuft.

Als Elternvereinsvorsitzende einer Schule sehe ich, dass nicht immer alles optimal läuft. Aber manchmal schießen Eltern auch deutlich über das Ziel hinaus. Das ist durchaus verständlich, denn wenn es um das eigene Kind geht, reagieren die meisten sehr emotional.

Mit einer Portion Vertrauen und einem offenen, vorurteilsfreien Gespräch ließ sich bisher das Meiste klären. In so manchem Vieraugengespräch konnten Situationen, die von den Kindern noch sehr dramatisch dargestellt wurden, sachlich und konstruktiv geklärt werden.

Mit Wohlwollen, Respekt und den berühmten „Ich-Botschaften“ gelingt die Kommunikation zwischen Lehrpersonen und Eltern – und davon profitieren die Kinder ganz unmittelbar.

Birgit schreibt seit 2009 auf ihrem Blog “Muttis Nähkästchen”. Gemeinsam mit Christine packt sie dort auch heikle Themen an und gibt Eltern praktische Ratschläge dazu. Tipps für eine konstruktive Eltern-Lehrer-Beziehung geben die beiden in diesem Beitrag.

Simona Zähs Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp 3: „Kinder brauchen eine tragende Beziehung.“

von Simona Zäh

Für Eltern: 

Wir Eltern sollten alles dafür unternehmen, dass unser Kind eine sichere Beziehung zu seiner Lehrperson aufbauen kann. Das ist das Allerwichtigste für gelingende Schuljahre – viel wichtiger als Nachhilfe oder Ähnliches.

Denn eine tragende und sichere Beziehung zwischen Kind und Lehrperson ist die Grundlage fürs Lernen. Und ja, das ist nicht bei allen Lehrpersonen und in allen Situationen gleich einfach. Manchmal müssen wir uns innerlich richtig groß machen. Doch wenn wir uns gegen die Lehrperson stellen, untergraben oder verunmöglichen wir die Beziehung unseres Kindes zur Lehrperson. 

Und das gilt nicht nur für explizite Äußerungen: Kinder lesen auch alles, was wir implizit durch unsere Haltung oder unsere Mimik äußern.

Für Lehrpersonen:

Wir Lehrpersonen sollten ganz aktiv den Kontakt zu den Eltern unserer Schüler und Schülerinnen suchen – und zwar nicht nur zu den Eltern von Kindergartenkindern.

Damit die Kinder bei uns zur Ruhe kommen und ihre Ressourcen fürs Lernen einsetzen können, brauchen sie eine tragende Beziehung zu uns. Und die bauen sie am einfachsten auf, wenn wir uns von den Eltern den “Bindungsstab” übergeben lassen.

Das sollten wir nicht nur den Eltern überlassen, sondern selbst aktiv den Kontakt und die Beziehung suchen – und zwar nicht erst dann, wenn Probleme auftauchen.

Simona Zäh ist Lehrerin, systemische Familienberaterin und Initiantin des Kompetenz-Zentrums “bindungsbasiert”. Sie unterstützt Eltern und pädagogische Fachkräfte dabei, den bindungsbasierten Ansatz in Schule und Familie umzusetzen. In ihrem Blogbeitrag zeigt sie, wie die Übergabe des Bindungsstabs beim Bindungsaufbau zwischen Lehrpersonen und Kindern hilft.

Kiran Deuretzbachers Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp 4: „Glaube an die gute Absicht.“

von Kiran Deuretzbacher

Eine wohlwollende Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrkräften ist hilfreich dafür, dass ein Kind sich in der Schule wohlfühlt und erfolgreich lernen kann. Ein grundlegender Schlüssel dazu ist die Annahme, dass alle Beteiligten stets gute Absichten haben. 

Selbst wenn Eltern nicht immer mit den gewählten Strategien der Lehrkräfte einverstanden sind, ist es hilfreich anzunehmen, dass die Lehrkraft diese Strategie mit einer guten Absicht gewählt hat.

In Gesprächen mit Lehrkräften ist eine kooperative Haltung wichtig. Sätze wie ‚Vielen Dank für Ihre Zeit‘, ‚Wir möchten Ihre Perspektive hören und unsere Beobachtungen teilen‘, ‚Was sind Ihre Erfahrungen damit?‘ und ‚Unser Ziel ist es, unser Kind gemeinsam bestmöglich zu unterstützen‘ fördern eine positive Gesprächsatmosphäre.

Diese Herangehensweise ermöglicht konstruktive Gespräche, bei denen das Wohl des Kindes im Mittelpunkt steht. Es entsteht ein lernendes Dreieck zwischen Kind, Eltern und Lehrpersonen, das zu einer effektiven Zusammenarbeit führt.

Damit schaffen wir eine unterstützende Umgebung, in der wir gemeinsam Lösungen und Strategien entwickeln können, um das Kind auf seinem Lernweg optimal zu begleiten.

Kiran Deuretzbacher ist Eltern- und Familienberaterin und 3-fache Mutter. Sie unterstützt Eltern dabei, ihren Kindern Halt und gleichzeitig Raum zum Wachsen zu geben. In ihrem Podcast “Wurzeln & Flügel” gibt sie viele wertvolle Impulse dazu. Mehr zu Kiran findest du auf ihrer Webseite.

Petra Trautweins Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp 5: „Erkenne die verschiedenen Bedürfnisse.“

von Petra Trautwein

Wenn es um die Schule geht, ist es für mich sehr wichtig, dass Eltern und Lehrpersonen an einem Strang ziehen.

Dabei sollten alle den Fokus darauf haben, wie es den Kindern gut geht, wie sie Spaß am Lernen haben und ins Tun kommen. Für Erwachsene und Kinder ist mein Motto „Der erste Schritt ist immer deiner“. So fragen wir am besten bei jeder Herausforderung auch die Kinder, was sie denn jetzt tun können. So erreichen wir, dass sie selbständig, eigenverantwortlich und lösungsorientiert denken. Damit haben sie in meinen Augen einen guten Start ins Leben. 

Wenn es mal mit den Noten nicht so klappt, sollten wir uns vor Augen führen, dass jeder Mensch anders tickt und jedes Kind anders lernt. Die Standardsysteme der Schule taugen in manchen Fällen nicht und da sind Eltern und Lehrer gemeinsam gefragt, Alternativen zu finden.

Denn ich glaube schon, dass jedes Kind lernen kann – und jedes Kind unbedingt seine Potenziale entdecken und nutzen sollte. Das ist die Aufgabe der Eltern, der Blick der Lehrer sollte ebenfalls in diese Richtung gehen. Fürs Lernen hilft es ganz konkret zu schauen, welcher Lernstil dem Kind taugt.

Vielen Kindern fällt es beispielsweise schwer, still zu sitzen. Da würde ich mir wünschen, dass sie sich auch in der Schule zwischendurch einfach mal bewegen dürfen. Auch Eltern sollten sich überlegen, wie man Bewegung ins Lernen zuhause integrieren kann. Danach fällt das Lernen wieder viel leichter.

Als Lerncoach hilft Petra Trautwein Eltern und Kindern ins entspannte Familienleben zurückzufinden. In ihrem Buch * und in ihrem Podcast zeigt sie Eltern, wie sie ihre Kinder selbst unterstützen und entspannt aus Schulschwierigkeiten begleiten können.

Laura Henrietta Grimms Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp 6: „Raus aus der Komfortzone.“

von Laura Henrietta Grimm

Wir denken viel zu häufig, dass wir genau wissen, was zu tun ist. Dabei vergessen wir, dass die Kinder und Jugendlichen die Expertinnen und Experten für sich selbst und ihre Art zu lernen sind.

Als Schulbegleitung habe ich einen 13-jährigen Jungen während der Pandemie zuhause in seinem Zimmer bei seinen Schulaufgaben unterstützt. Jeden Morgen hätte ich am liebsten direkt losgelegt und so viele Aufgaben wie nur möglich abgearbeitet. Denn ich wusste: Nach dem Mittagessen wird es schwer, wieder richtig ins Arbeiten zu kommen.

Wir setzten uns also immer recht zügig an seinen Schreibtisch. Ich begann, seine Aufgaben zu strukturieren, während er mir noch von seinem gestrigen Tag erzählte. Jedes Mal, wenn ich mit der ersten Aufgabe beginnen wollte, stand er auf und erledigte „noch schnell“ etwas. Er schloss das Fenster, ging auf die Toilette, füllte sein Wasserglas, … 

Ich dachte, er hätte keine Lust und zögere die Schulaufgaben so weit raus wie nur möglich. Natürlich ließ ich ihn seine – in meinen Augen überbewerteten – Aufgaben erledigen. Innerlich war es für mich und meine Produktivität liebende Persönlichkeit ein morgendlicher Kampf zu sehen, wie Minute für Minute davon flog. Es war schwer zu akzeptieren, dass wir meist 30 Minuten später als geplant anfingen.

Nach ungefähr zwei Wochen erklärte mir der Junge völlig aus dem Nichts, wieso er all diese Dinge erledigen muss, bevor wir starten können: „Damit ich mich richtig konzentrieren kann, muss ich erst alle Dinge beseitigen, die mich stören. Und wenn ich nur ein bisschen auf die Toilette muss, dann stört mich das irgendwie auch.“

Plötzlich war alles klar und ich war richtig stolz, dass dieser junge Mensch sich selbst so gut kennt und dann auch noch so höflich ist, alles Mögliche zu tun, damit er konzentriert an seinen Schulaufgaben arbeiten konnte.

Was kannst du als Elternteil oder Lehrkraft daraus mitnehmen? 

Sei dir bewusst, dass dein Weg nicht der einzige ist und sehr wahrscheinlich auch nicht der beste. Gehe in den Austausch und kooperiere mindestens genauso viel, wie du es von den Kindern und Jugendlichen erwartest. Dabei können großartige neue Wege entstehen, die für uns alle viel besser funktionieren.

Als kleine Faustregel: Sage täglich zu mindestens einer Sache ja, zu der du eigentlich nein sagen würdest.

Und wenn Lehrkräfte gemeinsam mit Eltern nach passenden Lösungswegen suchen, sollten wir nicht ausschließlich über die Schülerin oder den Schüler sprechen, sondern vor allem mit dem Kind oder Jugendlichen.

Laura Henrietta Grimm setzt sich für eine Bildungswelt ein, in der alle glücklich sind. Mit ihrem Projekt “101 Visionen” unterstützt sie pädagogische Fachkräfte und Bildungsinstitutionen dabei, diese Vision umzusetzen. Mehr dazu erfährst du auf ihrer Webseite.

Verena Ohns Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp 7: „Mach Elterngespräche zur Lernmöglichkeit.“

von Verena Ohn

Es gibt so vieles, was Eltern und Lehrpersonen gemeinsam tun können. Lasst uns damit anfangen, dem Prozess mehr Raum und Zeit zu geben. Druck bei der Lösungsfindung rauszunehmen. Den Prozess höher zu gewichten als die Lösung.

Was meine ich damit?

Nehmen wir an: Wir treten wegen eines Problems in den Dialog – idealerweise mit dem Kind zusammen, ohne es zu beschämen oder „vorzuführen“. Dann ist es für das Kind wichtiger zu erleben, WIE wir miteinander reden, WIE wir es mit einbeziehen, WIE wir Argumente und Bedürfnisse abwägen und WIE wir schlussendlich zu einer Lösung finden und Entscheidungen treffen, als die Lösung selbst.

Für mich als GFK-Trainerin ist entscheidend, dass die Bedürfnisse aller Beteiligten gesehen und als gleichwertig angesehen werden. Die Bedürfnisse der Erwachsenen sind nicht wichtiger als die der Kinder. Auch die Lösungen der Erwachsenen sind nicht immer besser als die der Kinder.

Auch sollten wir noch unerfüllte Bedürfnisse würdigen und anerkennen, auch wenn es nicht möglich ist, sie gleichermaßen und sofort zu befriedigen. Wichtig ist, die unerfüllten Bedürfnisse weiterhin zu berücksichtigen und weiterhin nach Lösungen für deren Erfüllung zu suchen.

Das bedeutet: Wir dürfen uns Zeit nehmen, wenn es nicht um Leib und Leben geht. Es darf mehr als ein Gespräch stattfinden. Und es muss nicht immer direkt eine Lösung geben. Manchmal braucht es überhaupt keine Lösung. Denn immer wieder erledigt sich ein Problem von selbst, wenn alle Beteiligten einander gehört haben und selbst gehört wurden.

Deshalb ist mein dringlichstes Anliegen, dass „vorurteilsfreies Hören und Gehörtwerden“ höchste Priorität im Klassenzimmer und bei Eltern-Schüler-Lehrer-Gesprächen bekommen.

Sobald in der Klasse oder in einem Gespräch ein Störgefühl auftritt, sollte meines Erachtens sofort vom „Programm“ abgewichen und dem Zuhören höchste Priorität eingeräumt werden. Mir sind Lehrpläne und inhaltliche Lernziele herzlich egal, wenn unsere Kinder stattdessen lernen, wie gleichwürdiges soziales Miteinander aussehen kann.

Verena Ohn ist 3-fache Mutter und Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation (GFK). Sie zeigt Eltern und pädagogischen Fachkräften, wie sie mit Kindern (und mit sich selbst) gewaltfrei umgehen können. Neugierig? Dann hör in ihren Podcast rein. Alles weitere erfährst du auf ihrer Webseite.

Béa Bestes Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp 8: „Rein ins Abenteuer.“

von Béa Beste

Wenn ich eure Steilvorlage nutzen darf, würde ich einfach das Buch empfehlen: „Gemeinsam schlau statt über Schule meckern“ * mit der Empfehlung, ins Co-Learning auf Augenhöhe zu gehen. Mit den Kindern. Das ist ein Weg, miteinander die Welt zu entdecken und neu zu erfinden: generationen-, fach- und methodenübergreifend, respektvoll und wertschätzend. 

Dazu bieten meine Co-Autorin Stephanie Jansen und ich drei Perspektivwechsel zur Änderung der Lernkultur: 

1. Was wir lernen: vom Wissen zum Können. Also weg vom Nürnberger Trichter und hin zur Fähigkeit, Wissen selbstständig zu finden, zu überprüfen und anzuwenden. 

2. Wie wir lernen: vom Belehren zum Entdecken. Das frontale Dozieren hat ausgedient, die Erlebnispädagogik setzt sich durch – das Lernen durch Erfahrung, getrieben von Neugier. Dazu brauchen alle Erwachsenen ein Loslassen von alten Grundsätzen aus der eigenen Schulzeit: Denn das, was vor 20 oder 30 Jahren richtig für sie war, ist möglicherweise für die digitalisierte AI-Welt in 20 oder 30 Jahren nicht mehr verwendbar. 

3. Wozu wir lernen: von Schubladen zur Vernetzung. Wir stellen fest, dass das Nebeneinander der Fachbereiche nicht mehr sinnvoll ist. Durch Verbinden der Fähigkeiten und den Gesamtblick auf Probleme entfaltet sich das Potenzial des Einzelnen, im Miteinander.

Und noch pragmatischer betrachtet: Auch in unserer Vernetzung, also Eltern mit Lehrkräften, auch mit anderen Eltern und mit mehreren Lehrkräften einer Schule, entstehen neue, bessere Vorgehensweisen. 

Béa Beste ist Bloggerin, Buchautorin und Schulgründerin. Als kreativer Wirbelwind will sie die Bildungswelt verändern. In ihrem Buch „Gemeinsam schlau statt über Schule meckern“ * gibt sie praktische Tipps, wie Eltern das mit ihren Kinder im Familienalltag umsetzen können. Auf Béas Blog tollabea findest du viele spannende Beiträge zu Familienthemen.

Thirza Schneiders Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp 9: „Sei offen für Veränderung.“

von Thirza Schneider

Als unsere Tochter in der ersten Klasse zum wiederholten Mal nach einem Blitztest in Mathematik weinend von der Schule nach Hause kam und sich ihre körperlichen Symptome so verschlimmerten, dass unsere Kinderärztin meinte, sie leide wohl unter Stress, war uns als Eltern klar, dass wir etwas für unser Kind tun mussten. Wir suchten zuallererst das Gespräch mit den Lehrpersonen. Diese nahmen unsere Anliegen aber leider nicht ernst und behaupteten, dass es unserer Tochter gut gehe in der Schule, sie fröhlich und aufgeweckt sei und gut mitmache. Auf ihr Verhalten zuhause und ihre Symptome wurde nicht weiter eingegangen. 

Wir beobachteten die Situation weiter aufmerksam und in der Zwischenzeit erkundigten wir uns über alternative Möglichkeiten – Privatschulen und auch Homeschooling. Als sich die Situation verschlimmerte, suchten wir ein erneutes Gespräch, diesmal war auch der Schulleiter dabei. Unsere Sorgen und die körperlichen Symptome unserer Tochter wurden belächelt und wiederum nicht ernst genommen und so wussten wir, dass wir sie aus der Schule nehmen mussten. Sowohl Schulleiter als auch Lehrperson beschuldigten uns des Egoismus und teilten uns ihr Mitleid für unsere Tochter mit, da wir ihr Leben mit einem solchen Entscheid definitiv ruinieren würden. 

Zehn Jahre später und wir haben diese lebensverändernde Entscheidung nie bereut. Unsere Tochter ist im Homeschooling aufgeblüht, alle Symptome verschwanden und sie ist heute auf dem Weg, Grafikerin zu werden.

Thirza Schneider ist Expertin für Homeschooling in der Schweiz. Sie hat ihre zwei Kinder selbst über Jahre zuhause beschult, bloggt und berät andere Eltern zum Thema Homeschooling. Auf ihrem Blog findest du viele wertvolle Beiträge zum Homeschooling in der Schweiz.

Maria Wiegands Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp 10: „Werde zur liebevollen Begleiterin.“

von Maria Wiegand

Ich finde es super wichtig, dass es vorrangig Gespräche gibt, bei denen die Kinder selbst beteiligt sind und auch den größten Sprechanteil bekommen. Oft überlegen wir Erwachsene uns, was wohl das Beste für die Kinder sein könnte.

Lehrer:innen zerbrechen sich stundenlang ihren Kopf darüber, wie sie die Kinder am besten „abholen“ können. Eltern diskutieren, wo es für das Kind hingehen kann und so weiter. Dabei wird viel zu oft vergessen, dass die Kinder als gleichwertige Personen – egal in welchem Alter – mitbestimmen können und auch sollten.

Wir dürfen als Basis im Umgang mit Kindern den Blick darauf schärfen, die Bedürfnisse der Kinder ernst zu nehmen. Das funktioniert nur, indem wir in den Dialog mit ihnen treten, ihren Ideen vertrauen und die Kinder ihre selbstgewählten Erfahrungen machen lassen. 

Denn wenn ein Kind etwas tut, dass es selbst gewählt hat, wird es mit voller Hingabe daran arbeiten. Doch wenn wir uns Dinge für das Kind ausdenken – ohne es einzubeziehen – ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es in einen inneren (und vielleicht sogar äußeren) Widerstand tritt.

Das ist selbst so, wenn aus Erwachsenensicht manche Ideen und Pläne unlogisch erscheinen. Kinder werden nur dann lernen, ihr Potenzial zu entfalten, wenn sie selbstwirksam und autonom sein können. Wir dürfen uns deshalb wieder mehr als liebevolle Begleiter:innen verstehen lernen. Dann wird automatisch auch der Druck, der sich in uns oft aufbaut, durch mehr Leichtigkeit ersetzt. 

Und das alles beginnt im Elterngespräch: Deshalb dürfen wir auch hinterfragen, ob der Begriff „Elterngespräch“ das trifft, was wir meinen. Was ist das Ziel des Gespräches? Geht es um die Eltern oder um das Kind? Zudem ist auch bekannt, dass die Dialoge zwischen Kindern und ihren Eltern und den gleichen Kindern mit ihren Lehrpersonen häufig inhaltlich voneinander abweichen. Für den Abgleich und das Zusammenbringen der verschiedenen subjektiven Positionen ist das gemeinsame Gespräch allen Beteiligten wertvoll.

Zum Schutz der emotionalen Sicherheit des Kindes können hin und wieder auch dialogische Situationen notwendig sein, von denen die Kinder ausgeschlossen werden. 

Grundsätzlich ist eine wertschätzende (gegenseitige) Haltung besonders förderlich für Gespräche dieser Art. Dabei halte ich es für elementar, dass die Eltern immer als „Expert:innen für ihr Kind“ anerkannt werden. Und von pädagogischer Seite Begleitung und Unterstützung angeboten werden darf. 

Maria Wiegand ist Lehrerin und Eltern- und Familienberaterin. Das Glücklichsein ist ein zentrales Thema ihres Lebens. Dieses möchte sie in ihrer Arbeit auch in die Welt raustragen – in Familien und Schulzimmer. Mehr dazu erfährst du auf ihrer Webseite.

Monika & Thomas Abts Tipp fürs Elterngespräch

Expertentipp 11: „Raus aus der Überforderung.“

von Monika & Thomas Abt

“Ich kann das nicht!”

Kinder mit Lernschwierigkeiten erleben immer wieder, dass sie scheitern. Sie sitzen im Unterricht und kommen nicht mit. Viele verschließen sich innerlich, um sich vor diesen schmerzhaften Erfahrungen zu schützen.

Die Folge: Lernfortschritte sind nicht möglich.

Oft geht der Blick in solchen Situationen auf die Lerninhalte. Eltern und Lehrpersonen überlegen, mit welchen Übungen sie die Kinder fördern können. Diese Gedanken sind wertvoll, doch verfrüht.

Wenn Kinder innerlich zumachen, brauchen sie erst einmal Entlastung vom Druck. Denn erst wenn sie sich öffnen, können sie wieder Fortschritte erzielen.

Deshalb laden wir dich ein, das Augenmerk erstmals auf Erleichterungen zu richten.

Das Schöne ist: 

Vieles lässt sich durch persönliche Absprachen zwischen Eltern und Lehrpersonen erreichen. Denn bereits kleine Erleichterungen können einen großen Unterschied machen.

Wichtig ist, dass die Maßnahmen gut auf die Kinder und ihre Situation abgestimmt sind. Hier hilft wieder die enge Abstimmung zwischen Eltern und Lehrpersonen.

Das könnte so aussehen:

Die Lehrperson passt die Hausaufgaben auf den Lernstand des Kindes an. Die Eltern begleiten das Kind eng und stellen sicher, dass keine Überforderung aufkommt. Nach 15 Minuten beenden sie die Hausaufgaben und vermerken kurz, wie es gelaufen ist.

So entschärfen Eltern und Lehrpersonen gemeinsam die Hausaufgabensituation – eine der größten Quellen für Stress, Streit und Tränen in betroffenen Familien.

Jedes Mal, wenn Kindern diese schwierigen Erlebnisse erspart bleiben, ist dies ein riesiger Gewinn.

Deshalb möchten wir dich ermutigen, bei Kindern mit Lernschwierigkeiten bewusst einen regelmäßigen Austausch zu pflegen. Denn gemeinsam entstehen die besten Lösungen, um Überforderungssituationen zu vermeiden.

Es lohnt sich!

Monika & Thomas sind Gastgeber dieser großartigen Sammlung und Lerncoaches spezialisiert auf Rechen-, Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (Dyskalkulie/ Legasthenie/ LRS). In ihren kostenlosen E-Books erfährst du, wie du dein Kind mit Lernschwierigkeiten selbst begleiten und die Lernsituation rasch und spürbar entspannen kannst.
Alle weiteren Informationen findest du auf ihrer Webseite.

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Du hast es geschafft.

Das waren viele Impulse auf einmal.

Auch wenn du dich gerade etwas überfordert fühlst: Kein Problem.

Denn am leichtesten startest du mit einem ersten Schritt: Wähle dazu einfach einen Impuls aus, den du im nächsten Elterngespräch umsetzen möchtest.

Dann konzentrierst du dich ganz darauf.

Beim nächsten Gespräch nimmst du den nächsten Schritt in Angriff.

Du wirst sehen: Mini-Schritte bewirken Wunder.

Übrigens: Auch beim gemeinsamen Üben mit deinem Kind machen kleine Schritte den Unterschied – speziell bei Kindern mit Lernschwierigkeiten.

Wie du sie umsetzen kannst?

Das zeigen dir Monika & Thomas in ihrem gratis E-Book. Trag dich also gleich ein und hol dir die 7 Tipps, mit denen du die Lernsituation bei Lese- oder Rechenschwierigkeiten noch heute spürbar entspannen kannst.

Gemeinsam stark, gemeinsam ans Ziel

Monika & Thomas

P.S.

Was ist deine Meinung zu Elterngesprächen? Teile deine Erfahrung gerne in den Kommentaren.

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