Er überlegte.
Plante präzise.
Von seinen Gegnern wurde er “der menschliche Computer” genannt.
Der sowjetische Schachspieler Viktor Smirnov war in den 1970-er Jahren bekannt dafür, jedes Spiel mehrere Züge im Voraus genauestens zu planen und zu berechnen.
Nie ließ er sich von seinen Emotionen beeinflussen.
Eines Tages spielte er gegen einen unerfahrenen Spieler, Alexej.
Je entspannter und sorgloser dieser seine Figuren in scheinbar unlogischen und riskanten Manövern über das Feld bewegte, umso intensiver versuchte Viktor, die Züge seines Gegners zu analysieren.
Er geriet so unter Druck, dass er den Blick für das Wesentliche verlor – und Alexej gewann.
Auch viele Eltern von Kindern mit Lernschwierigkeiten kennen das: Ihr Verstand sagt, dass sie alles planen und analysieren sollten. Dabei verlieren sie den Blick für das, was wirklich zählt.
In diesem Blogbeitrag zeigen wir dir, wie dein Verstand dich in die Irre führt, , was das mit deinem Kind macht und wie du den Schritt raus aus Überforderung, Zweifeln und Ängsten hin zu den langersehnten Fortschritten und tiefgreifender Veränderung gehen kannst.
Starten wir.
Vom Kopf gelenkt
„Frau Schäfer, ich bin nicht sicher, ob Matts die Versetzung schaffen wird, wenn das so weitergeht“.
Wieder und wieder geht Nadine in ihrem Kopf das Gespräch mit der Lehrerin durch.
Ihre Gedanken kreisen.
Und ihr Verstand rennt los.
Ihr Geist macht sich fieberhaft auf die Suche nach Lösungen.
Kennst du das auch?
Dann kennst du sicherlich auch den Aktivismus, der folgt.
Nadine beschließen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Denn sie merkt:
Von dem Schulsystem kann sie keine wirkliche Hilfe erwarten.
Der wöchentliche Förderunterricht bringt keine Änderung. Matts hat die gleichen Lernschwierigkeiten wie zu Beginn des Schuljahres.
Deshalb kauft sie Zusatzhefte.
Sie vereinbart Termine für Nachhilfe und eine Testung.
Sie will nichts mehr dem Zufall überlassen.
Dieses Tun, der Aktivismus, vermittelt ihr ein gutes Gefühl. Es fühlt sich beruhigend an, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Endlich selbst etwas zu tun.
Nadines Verstand sagt:
“Wir tun alles, was wir können.”
Doch das ist nur der Anfang.

Der Kampf gegen die Realität
Die Zusatzhefte liegen bereit.
Jeden Tag will Nadine mindestens zwei Seiten mit Matts üben.
Das Ziel ist klar:
Übung macht den Meister.
So hofft Nadine, dass sie die Lücken aus dem letzten Halbjahr aufholen kann und Matts die Versetzung vielleicht doch noch schaffen wird.
Die Vorstellung motiviert sie.
Sie nimmt sich fest vor, die Veränderung zu sein, die sie sich für ihr Kind wünscht.
Anfangs klappt es noch mit ihrem Vorhaben.
Jeden Tag schafft sie es, mit Matts zwei Seiten aus dem Arbeitsheft zu machen.
Doch dann spielt das Leben dazwischen.
Erst wird Matts krank.
Dann ihr Mann.
Dann sie.
Der nächste Kindergeburtstag steht vor der Tür. Tante Frieda kommt zu Besuch.
So machen sie die Aufgaben aus dem Zusatzheft nur noch jeden zweiten Tag.
Dann nur noch einmal wöchentlich.
Was ist passiert?
Nadines Vorsätze sind an der Wirklichkeit des Lebens gescheitert.
Genauso verhält es sich auch, wenn wir unser Verhalten ändern möchten.
Nadine hat sich vorgenommen, vor Prüfungen oder Tests nicht mehr gereizt oder gestresst zu reagieren. Sie will ruhig bleiben und nicht in Panik geraten.
Doch am Abend vor der Prüfung, als sie mit Matts nochmals durch die Aufgaben gehen möchte, blockt er ab.
“Nein, Mama. Ich habe keine Lust”.
Nadine spürt, wie die Anspannung in ihr hochsteigt.
Wie die Verzweiflung sie übermannt.
Wie ihre Gedanken zu drehen beginnen.
Sie kann den Drang nicht unterdrücken und stapft in Matts Zimmer.
“Morgen ist Prüfung und die Wörter sitzen noch nicht!“
“Komm jetzt und hör mit dem Theater auf”, schimpft sie.
Genau das wollte Nadine eigentlich nicht mehr.
Sie wollte nicht mehr schimpfen. Ihren eigenen Druck an ihren Sohn weitergeben. Sie wollte gelassener bleiben und in Matts vertrauen.
Doch es gelingt nicht.
Es ist wundervoll, dass Nadine spürt, was bei ihr abläuft und was sie bei Matts auslöst. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung.
Doch die Umsetzung schafft Nadine nicht.
Warum?
Weil Nadine versucht, ihr Verhalten mit dem Kopf zu ändern.
Es ist wichtig, bewusst wahrzunehmen, was abläuft.
Doch die Veränderung gelingt nicht über den Verstand. Das geht nur übers Unterbewusstsein.
Es braucht mehr: Eine Veränderung, die tiefer geht.
Welche, fragst du dich?
Dazu kommen wir gleich.
Unausgesprochene Botschaften
”Ist ja nicht so schlimm. Es ist ja nur eine Note.”
Nadine bemüht sich.
Lockerer Tonfall, Augenkontakt.
Doch innen sieht es anders aus.
Ihr Mamaherz blutet.
Panik breitet sich in ihrer Brust aus: wieder eine schlechte Note.
Dabei haben sie doch so viel geübt. Sie haben die Zusatzaufgaben gemacht. Nadine hat sich die Abende extra frei genommen, damit sie mit Matts üben kann.
Sie wollte ihm helfen.
Doch ihr lockerer Tonfall dringt nicht zu Matts durch.
Er hört nicht auf die Worte seiner Mama – er spürt ihre Gefühle.
Ihre Enttäuschung und Trauer, dass die Prüfung wieder schlecht ausfiel. Ihre Angst, dass er in der Schule und somit im Leben scheitern wird. Ihre nagenden Zweifel, ob ihr Kind doch krank ist. Ihre Fragezeichen, ob die erhofften Fortschritte jemals kommen.
Umgekehrt funktioniert es gleich:
Matts spürt, ob seine Mama gelassen ist. Er fühlt ihr tiefes Vertrauen. Ihre innere Offenheit, dass die Fortschritte wirklich kommen.
Bei dir ist es gleich: Dein Kind „liest“ dich.
Du kannst dir noch so viel Mühe geben. Es ist egal, welche Worte du dir zurecht legst oder welche du letztendlich sprichst. Welche Botschaft dein Verstand senden will.
Dein Kind spürt deine wahren Gefühle.
Es kennt deine Wahrheit. Es ist ein Meister der Authentizität.
Dein Kind kennt dich genau: Deine Haltung, deine Stimmung, deine nonverbale Kommunikation.
Es spürt, was in deinem Inneren tatsächlich los ist.

Der Teufelskreis
Was löst der Aktivismus aus?
Noch mehr Druck.
Noch mehr Überforderung.
Noch mehr Blockade und Tränen.
Das Gefühl, dass das Ziel in weiter Ferne liegt und unerreichbar bleibt, vertieft sich. Immer wieder bestätigt sich, dass die Situation hoffnungslos ist.
Hier liegt eines der größten Missverständnisse in Bezug auf Lernschwierigkeiten.
Der Ausweg aus den Lernproblemen führt nicht über die Kopfebene.
Der Verstand versagt.
Er leitet dich in die Irre. Er findet Lösungen, die alles noch schlimmer machen.
Zu noch mehr Druck, Blockade und Abwehr bei deinem Kind.
Das treibt deinen Verstand weiter an. In diesem Moment ist dein System voll auf das Problem gerichtet.
Die Folge: Dein Kind macht zu.
Warum?
Weil du nicht mit deinem Kind verbunden bist.
Weil dein Kind DICH nicht spürt. Weil du selbst nicht im Herzen bist.
Die übersehene Wahrheit ist:
Der Schlüssel, damit sich dein Kind überhaupt für Fortschritte öffnet, liegt auf der Herzensebene.
Das fehlende Puzzleteil
Dein Kind begegnet dir auf dieser tiefen Ebene.
Für dein Kind zählt nur, was aus deinem Herzen kommt:
deine Wahrheit
Du merkst das sicherlich immer wieder.
Wenn du entspannst und mit deinem Kind verbunden bist, dann macht es auf wundersame Weise mit: Dann läuft die Hausaufgabensituation anders ab. Dann blockt dein Kind nicht ab. Dann fällt alles leichter.
Das ist der Unterschied zwischen der Herz- und der Kopfebene.
Möchtest du den Schritt ins Herz schaffen? Willst du Vertrauen und Gelassenheit fühlen und leben, so dass sie bei deinem Kind auch ankommen?
Dann mach dich auf den Weg.
Das Schöne ist:
Wenn du aus dem Herzen agierst. Wenn du aus dem Kreislauf aus Druck, Zweifeln und Ängsten austrittst.
Dann wirkt das unglaublich tief und umfassend. Dein Kind erzielt Fortschritte, die unmöglich erschienen. Doch diese Veränderung befreit nicht nur dein Kind. Sie befreit auch dich, in allen Lebensbereichen und deine ganze Familie.
Dein Familienleben wird entspannter, harmonischer und erfüllter.
Klingt das spannend?
Dann schreibe uns eine E-Mail an support@school-life-balance.net.
Wir freuen uns auf dich.
Alles Liebe,
Monika & Thomas
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